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Das Giftlehrbuch der Agatha Christie

18.03.2002

Wer dachte, daß Frau Christie nur Krimis, wenngleich respektabel literarische, schrieb, der irrt: Der Fall eines schwerstkranken Kindes, das hauptsächlich mit Hilfe der Krimikenntnis einer Krankenschwester gerettet werden konnte, zeigte schon in den 70er-Jahren die erstaunliche medizinische Präzision, mit der die Autorin Gifte, deren Anwendung und Wirkungen beschrieb.

Die genaue Beschreibung einer Thallium-Vergiftung in Agatha Christies Roman "Das fahle Pferd" führte gemeinsam mit den Kenntnissen eines verurteilten Giftmörders zur Rettung des Kindes. Medizinische Präzision und Wahrheitsgehalt der Christie´schen Beschreibung von Giftwirkung und Symptomatik wurden nun erstmalig wissenschaftlich untersucht: Prof. Dr. Dr. h.c. Volkmar Schneider vom Institut für Rechtsmittelmedizin der Freien Universität Berlin und Dr. Benno Rießelmann vom Landesinstitut für gerichtliche und soziale Medizin in Berlin nahmen sich in einer jüngst veröffentlichten Studie dieser Aspekte des Krimilesens an.

In insgesamt 41 Romanen spielen tödliche Giftstoffe eine entscheidende Rolle. Chlor, Arsen, Nikotin, Morphin, Thallium, Strychnin, Salz-, Blau- und Oxalsäure - die Liste der von ihr beschriebenen Substanzen liest sich wie ein chemisches Wörterbuch. Die beiden Wissenschafter stellen in ihrer Studie aus zuvor 10 ausgewählten Giften zwei - nämlich Nikotin und Thallium - ausführlich vor und überprüfen die von Christie beschriebene Wirkung auf ihren Wahrheitsgehalt.

Dabei ist die Auswahl der Substanzen keinesfalls zufällig: Die Aufklärung eines mit Hilfe von Nikotin verübten Mordes im Jahr 1850 gilt unter Fachleuten als Geburtsstunde moderner forensischer Toxikologie. Zum ersten Mal konnte damals ein biologisches Gift posthum wissenschaftlich nachgewiesen und der Mörder durch die Rechtsmedizin überführt werden. 1897 wurde mit dem in der Erdkruste nur in geringen Mengen verbreiteten Metall Thallium ein Mord begangen - beide Fälle waren Agatha Christie wohl bekannt.

Für Dr. Rießelmann erreicht die Darstellung der Giftwirkung fast Lehrbuchniveau - dies und die hervorragende Darstellung der häufigen Fehleinschätzungen in der diagnostischen Betrachtung der auftretenden Symptome machen die Krimis Agatha Christies zu weit mehr als nur zu Unterhaltungsliteratur - auch für Mediziner.

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