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Die Reise ins Ich: Verschluckte Kamera macht Bilder aus Dünndarm

03.10.2001

Durch Entzündungen, Geschwüre oder Tumore hervorgerufene Erkrankungen des Dünndarms sind nur schwer zu diagnostizieren, da Ultraschall- oder Röntgenkontrastuntersuchungen sind oft nur wenig aussagekräftig. Mit einer verschluckbaren Mini-Kamera wird nun an der Berliner Charité eine Studie zu Morbus-Chron durchgeführt.

Darmspiegelungen gelingen im Dünndarm kaum. Daher bleibt der Dünndarm sozusagen ein mehrere Meter langer "blinder Fleck". Doch gerade an diesem Teilstück des Darms manifestiert sich der sogenannte Morbus Crohn, eine häufige, chronisch-entzündliche Erkrankung mit Blutungen und Schleimhautgeschwüren, deren Ursache aber unbekannt ist. Bei längerem Verlauf muß mit der wiederholten chirurgischen Entfernung schwerst geschädigter Dünndarmabschnitte gerechnet werden.

Eine möglichst frühe und eindeutige Diagnose wird jetzt durch eine in Israel und den USA entwickelte Kapsel erleichtert. Die Kapsel wird vom Patient geschluckt und erschließt auf ihrem Weg durch Magen, Dünn- und Dickdarm den Zustand der Scheimhäute..

Mit Hilfe dieser bildgebenden Kapsel wird jetzt an der Berliner Charité die weltweit erste Studie zur Untersuchung des Dünndarms von Patienten mit Verdacht auf Morbus Crohn durchgeführt.

Für den Weg durch den Magen-Darmtrakt benötigt die Kapsel etwa acht Stunden. Während dieser Zeit macht eine Kamera, die in der 26 x11mm kleinen Kapsel untergebracht ist, zwei Aufnahmen pro Sekunde und sendet die Bilddaten an ein Empfangsgerät, das der Patient in einem Gürtel trägt.

Ist die Reise der Kapsel durch den Verdauungstrakt beendet, wird das Empfangsgerät an einen konventionellen Computer angeschlossen, der die Daten der rund 80 000 Bilder so aufbereitet, daß auf dem Bildschirm gestochen scharfe Bilder der Darmschleimhaut dargestellt werden. Die Kapsel kann neben dem Bild- auch ein Ortungssignal abgeben, da sie Metallteile enthält, die von winzigen Metalldetektoren erkannt werden, die dem Patienten auf die Bauchhaut geklebt werden. So ist eine Zuordnung der Bilder zum jeweiligen Darmabschnitt möglich.

Die Studie soll nun zeigen, was sich im Dünndarm von Patienten abspielt, die an Morbus Crohn leiden. Die Forscher hoffen auch die auftretenden Beschwerden mit den jeweiligen Befunden in Einklang bringen zu können und so mehr über den Verlauf der Krankheit zu erfahren.

Natürlich lassen sich auch Blutungen, Geschwüre oder Tumore beobachten. Gleich bei der ersten Patientin, die mit der Kapsel-Endoskopie untersucht wurde, konnte die Ursache ihrer jahrelang auftretenden Beschwerden gefunden werden: Ein einziger, gutartiger Darmpolyp, dessen Entfernung die Frau geheilt hat. Bei einem anderen Patienten mußte eine jahrelang für richtig gehaltene Diagnose korrigiert werden. Statt einer Stoffwechselerkrankung (Zöliakie), die erhebliche Ernährungseinschränkungen erforderte, litt der Patient tatsächlich an einem Morbus Crohn, der eine ganz andere Therapie erfordert.

Die Kapsel-Endoskopie wird ambulant durchgeführt: Der Patient kommt morgens nüchtern in die Ambulanz, schluckt die Kapsel, erhält nach 2 Stunden etwas zu trinken und nach 4 Stunden zu essen. Danach kann der Patient heimgehen.

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