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Barrett-Ösophagus: Sodbrennen - Risiko und Therapie

27.09.2001

Beim Barett-Syndrom handelt es sich um die schwerste und gefährlichste Form der gastroösphagealen Refluxkrankheit. Die Betroffenen weisen ein bis zu 125-fach erhöhtes Risiko auf, an Speiseröhren- bzw. "Barrett-Karzinom" zu erkranken. Eine Diskussionsveranstaltung zeigte einmal mehr unterschiedliche Standpunkte von Chirurgie und Interner Medizin.

Im Rahmen der Van Swieten Tagung im AKH, Wien, fand vorige Woche eine Diskussionsveranstaltung zum Thema "Barett-Syndrom: Müssen wir uns davor fürchten?" statt. Die betreuende Agentur Pro+Co liefert nunmehr ausführliche Informationen zu Krankheit und Stand der Diskussion.

Chirurgen und Internisten vertreten hinsichtlich der Behandlung der Refluxkrankheit bzw. des Barrett-Ösophagus traditionell unterschiedliche Standpunkte. Bei besagter Veranstaltung haben Prim. Univ.-Doz. Dr. Gerhard Schwab (Leiter der Chirurgischen Abteilung, Krems) und Univ.-Prof. Dr. Günter Krejs (Vorstand der Medizinischen Abteilung, Universitätsklinik Graz) diese anhand der neuesten wissenschaftlichen Publikationen diskutiert.

"Am Abend und in der Nacht brennt's, dass das Krematorium a Schmarr'n dagegen ist." (Karl Farkas über sein Sodbrennen, 1975)

Die Veranstaltung unter dem Thema "Barrett-Ösophagus: Ein "Streitgespräch" zwischen einem Chirurgen und einem Gastroenterologen" widmete sich dabei den Themen "Wie gefährlich ist der Barrett-Ösophagus?", untersuchte Argumente und Therapieempfehlungen und kommentierte eine neue, in den "Annuals of Surgery" publizierte Studie.

Stellvertretend für ihre Disziplinen diskutierten Prim. Univ.-Doz. Dr. Gerhard Schwab, Leiter der Chirurgischen Abteilung Krems, und Univ.-Prof. Dr. Günter Krejs, Vorstand der Medizinischen Universitätsklinik Graz, am 21. September 2001 im Rahmen des Van Swieten-Kongresses:

Wie gefährlich ist der Barrett-Ösophagus?
Die Antwort: In den letzten 30 Jahren hat sich die Häufigkeit dieser schwersten Form der gastroösophagealen Refluxkrankheit verfünffacht. In absoluten Zahlen ist das Auftreten des als Folgeerscheinung befürchteten Barrett-Karzinoms aber immer noch gering: 1,7 Fälle auf 100.000 Einwohner pro Jahr. Im Vergleich dazu treten Magenkarzinome bei 20 und Kolonkarzinome sogar bei 60 von 100.000 Einwohnern pro Jahr auf. Wenn es zur Ausbildung eines Barrett-Karzinoms kommt, sind die Therapiemöglichkeiten aber gering. Die Fünf-Jahre Überlebensrate liegt bei nur 10%.

Welche Behandlungsmöglichkeiten stehen der Medizin zu Verfügung?
Hinsichtlich der Behandlung des Barrett-Ösophagus vertreten Chirurgen und Gastroenterologen traditionell unterschiedliche Standpunkte. Während die Gastroenterologen nur für jene 10% der Patienten, die nicht auf Medikamente ansprechen, einen chirurgischen Eingriff vorsehen, plädieren die Chirurgen für eine Ausweitung der Indikation. Prim. Schwab: "Insbesondere junge Patienten, die sonst lebenslänglich Medikamente nehmen müssten, sowie Patienten mit schwerem Reflux und solche, die unter pulmologischen Beschwerden leiden, profitieren von einer dauerhaften Lösung mittels laparoskopischer Fundoplikation."

Mit 400 bis 500 Fundoplikationen pro Jahr werden diese in Österreich eher selten durchgeführt; im bevölkerungsmäßig gleich großen Schweden werden jährlich 1.500 vorgenommen. Prof. Krejs: "Ich habe bei einer Tagung, an der vor allem schwedische Gastroenterologen teilgenommen haben, die Frage gestellt, wie ein Patient mit Refluxkrankheit, der die nächsten 30 Jahre Medikamente nehmen müsste, behandelt werden soll. Die Teilnehmer haben sich einhellig für eine Operation ausgesprochen."

Generell werden folgende Argumente in der Diskussion zwischen Gastro-enterologen und Chirurgen ins Treffen geführt: Für Erstere ist der Barrett-Ösophagus eine Krankheit mit häufig geringen oder fehlenden subjektiven Beschwerden. Er ist nicht reversibel, auch nicht durch einen chirurgischen Eingriff. Das Auftreten von Dysplasien kommt selten vor. Neun von zehn Patienten mit Barrett-Ösphagus entwickeln nie eine Dysplasie. Selbst bei Vorliegen von hochgradigen Dysplasien kommt es nur bei etwa 30% zur Karzinombildung. Außerdem sind regelmäßige Gastroskopiekontrollen auch nach einer Operation erforderlich.

Die Gastroenterologen empfehlen daher eine medikamentöse Therapie mit den hochpotenten Protonenpumpenblockern, allerdings nur bei Beschwer-den, und regelmäßige Magenspiegelung im Rahmen eines Kontrollprogramms: "Symptom relief is an appropriate endpoint for the therapy of Barrett's esophagus." (Guidelines des American College of Gastroenterology)

Für die Chirurgen handelt es sich beim Barrett-Ösophagus um die schwerste und gefährlichste Folge der Refluxkrankheit mit einem Karzinomrisiko von 0,4% pro Jahr. Ziel der Antirefluxoperation ist es, die ständige Exposition der Speiseröhre mit schädigenden Substanzen dauerhaft zu beseitigen. Auf diese Weise werden höchstwahrscheinlich auch das Fortschreiten der Ausdehnung der Barrett-Schleimhaut und das Entstehen von Dysplasien verhindert. In einzelnen Literaturberichten ist sogar von einer Rückbildung der Barrett-Schleimhaut die Rede.

Die Therapieempfehlung bei Barrett-Ösophagus lautet daher: Durchführung einer Antirefluxoperation und regelmäßige Magenspiegelungen im Rahmen eines Kontrollprogramms (in zweijährigen Abständen). Bei Vorliegen einer gering- und mittelgradigen Dysplasie halbjährlich. Bei hochgradiger Dysplasie ist eine Resektion der Speiseröhre oder eine Ablationsmethode (z.B. eine photodynamische Therapie im Rahmen klinischer Studien) indiziert.

Prim. Schwab wies darüber hinaus auf eine neue Studie der Universitäts-klinik für Chirurgie Innsbruck hin, die bereits von der Annuals of Surgery angenommen wurde. Diese lässt den Schluss zu, dass auch bei niedrigen Stadien der Refluxkrankheit unter bestimmten Voraussetzungen die operative Therapie der konservativen überlegen ist. Untersucht wurde der Krankheitsverlauf von 125 Patienten mit Refluxkrankheit im Stadium II und III.

83 Patienten wurden mit modernen säurehemmenden Medikamenten behan-delt und waren unter dieser Therapie subjektiv beschwerdefrei. 12 dieser Patienten (15%) entwickelten aber im Beobachtungszeitraum von lediglich zwei Jahren einen Barrett-Ösophagus. In der Gruppe der 42 Patienten, bei denen eine Antirefluxoperation durchgeführt wurde, kam es zu keiner einzigen Entwicklung eines Barrett-Ösophagus.

Neue Studie in den "Annuals of surgery"
Operation kann auch bei Refluxkrankheit in niedrigem Stadium sinnvoll sein. Einig waren sich Prim. Schwab und Prof. Krejs jedenfalls, dass eine Antirefluxoperation auf Grund ihrer Komplexität und der geringen Fallzahlen nur in ausgewählten Zentren stattfinden soll.

Die nächste Diskussionsrunde zwischen Prim. Schwab und Prof. Krejs zu diesem Thema findet am 16. Februar 2002 als Fortbildung für Chirurgen in der Ärztekammer Niederösterreich statt.

Rückfragen: Mag. Theresia Unger, Fr. Barbara Halbwidl Pro & Co PR + WEB Tel.: 01/4706320 e-mail: t.unger@proco.co.at , b.halbwidl@proco.co.at Texte und Fotomaterial auf http://www.proco.at

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