Verkehrsunfall: Jedes 10. Kind lange posttraumatisiert
06.12.2000
Dr. Steil von der Friedrich-Schiller-Universität-Jena untersuchte in einer empirischen Studie 50 Kinder, davon 30 Jungen und 20 Mädchen, im Alter von 7-15Jahren 8-63 Wochen nach einem Verkehrsunfall und stellte fest, daß das posttraumatische Belastungssyndrom die Kinder noch lange
nach dem Unfall belasten kann.
Diese Traumatisierung äußert sich bei Kindern in einem Leistungsabfall in der Schule, übertriebener Ängstlichkeit, Furcht vor dem Alleinsein und durch eine verzögerte Entwicklung. Steil betont, wie wichtig es sei auf Alarmsignale zu achten. Es sei wichtig, daß ein Kind den Unfall nicht verdränge sondern in
altersgerechter Form zu verarbeiten lernt.
12 der untersuchten Kinder erlitten bei den Unfällen bleibende körperliche Schäden, zu einem Trauma kann es jedoch auch nach leichteren Unfällen kommen. Die Entstehung des posttraumatischen Belastungssyndroms hängt dabei vor allem davon ab, für wie lebensbedrohlich ein Kind die Situation empfindet und je jünger ein Kind zum Zeitpunkt des Unfalls ist, desto größer ist die
Wahrscheinlichkeit, daß es zu psychischen Auswirkungen kommt.
Bei Mädchen ist die Wahrscheinlichkeit, daß es zu einer posttraumatischen Belastungsstörung kommt größer als bei Jungen. Die Mädchen bewerten die Verkehrsunfälle subjektiv als gefährlicher und nehmen die Einschätzung der Gefahr durch ihre Eltern intensiver wahr.
Bei der Vermeidung des posttraumatischen Belastungssyndroms spielen
die Eltern als Bezugspersonen eine Schlüsselrolle und sollten Versuche
des Kindes, über das Ereignis zusprechen, nicht abblocken. Auch
Schutzreaktionen und Vermeidungsstrategien führen eher zur Verdrängung
als zur Aufarbeitung. Ist z.B. bei einem Unfall mit dem Fahrrad sollte das Kind in Zukunft nicht überall hinchauffiert werden. Ist das Kind mit dem Fahrrad unsicher, sollte die Kinder es auf der ersten Fahrt begleiten. Das führt zu mehr Selbstvertrauen und Sicherheit.
Wenn alle diese Strategien nicht nützen, sollten sich die Eltern an einen Kinder- und Jugendpsychologen wenden bevor das Kind aufgrund des posttraumatischen Belastungssyndroms soziale Nachteile, z.B. in der Schule, erfährt.
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