Gewalthaltige Computerspiele machen aggressiv
16.11.2000
Gewalthaltige Computerspiele machen Kinder - unter bestimmten Bedingungen - aggressiv, fanden Dr. Trudewind und Dr. Steckel von der Ruhr-Universität Bochum in einer aufwendigen Studie an 8-14jährigen heraus.
Es zeigte sich, daß das Einfühlungsvermögen (Empathie) für mitleiderregende Bilder unterschiedlich ausgeprägt ist - je nach Bindungssicherheit der Kinder zu den Eltern und je nach Inhalt eines zuvor gespielten Computerspiels.
153 Jungen und 127 Mädchen wurden einem von 3 Computerspielen zugewiesen
(ein gewaltfreies Spiel, ein leistungsthematisches "Problemlösespiel" und ein Kampfspiel) und danach mit 96 positiv und negativ belastenden Bildern konfrontiert. Gemessen wurde die Sensibilität der Kinder für die Bilder, sowohl durch die Anzahl und Dauer der Betrachtung belastender Bilder als auch durch physiologische und mimische Reaktionen.
Die Kinder konnten selbst entscheiden, wie viele der Bilder sie wie lange ansehen
wollten. Die Kinder sahen sich nach dem Kampfspiel mehr belastende Bilder an, als nach den anderen Spielen. Die Ergebnisse zeigen auch einen Zusammenhang mit der familiären Bindung: "Kinder mit sicherer Eltern-Kind-Bindung zeigten eine geringere emotionale Abstumpfung nach dem Gewaltspiel als unsicher gebundene Kinder", lautet eine weitere Erkenntnis der Studie.
Etwa 15% der Unterschiede in der generellen Empathiefähigkeit, die mit einem eigenen Test erfaßt wurde, können die Forscher auf Variablen zurückführen, die direkt mit dem Umgang mit Computerspielen zu tun haben. Gewalthaltige Spiele sollen daher nicht verharmlost werden, im Gegenteil: Intensive Gewaltspielerfahrung führe zu einer dauerhaften Abschwächung der Empathiebereitschaft im Sinne einer emotionalen Abstumpfung, so die Forscher.
Dies beeinträchtige auch langfristig den wichtigsten Hemmfaktor für aggressives Verhalten, was offensichtlich kaum bekannt sein dürfte: 23,8% der Mütter und 16,6% der Väter kennen nach Angaben der Kinder keines der Computerspiele. 86,5 % der Mütter und 70,7% der Väter spielen nie oder nur sehr selten mit ihren Kindern am Computer. Daraus ergibt sich nach Ansicht der Forscher ein Mißstand, der in der Diskussion über gewalthaltige Spiele kaum Berücksichtigung findet:
"Die Möglichkeit, im gemeinsamen Spiel auf die Auswahl der Spiele, das Spielverhalten und die kognitive und emotionale Auseinandersetzung mit den Spielinhalten Einfluß zu nehmen, wird von der Mehrzahl der Eltern unserer Stichprobe offensichtlich nicht genutzt."
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