Chirurgie: Drahtseile statt Schienen
07.11.2000
Nicht jeder komplizierte Knochenbruch ist mittels Platten und Nägel stabilisierbar - gerade hoher Muskelzug vereitelt die Anwendung klassischer Verbundmethoden. Geradezu genial mutet hier der Einsatz von Drahtseilen an - und doch ist diese Methode bereits seit 20 Jahren erprobt.
Anfangs war es für den Mediziner Dr. Reiner Labitzke schwierig, die Kollegenschaft von der Brauchbarkeit der Stahlkabel zu überzeugen - ein typisches Erfinderschicksal blieb dem heutigen Lehrstuhlinhaber für Chirurgie der Universität Witten/Herdecke jedoch erspart: "Vor 20 Jahren bin ich ziemlich ungläubig angeguckt worden, als ich mit dieser Methode anfing, doch heute ist sie allgemein anerkannt."
Als weltweit erster Chirurg leistete Labitzke Pionierarbeit: Er untersuchte die Einsatzmöglichkeiten der Seile, entwickelte die dafür nötigen Werkzeuge und setzte die Standards für die Operationsmethoden. Von großem Vorteil erwies sich das Verhältnis zwischen Größe und Flexibilität: "Ein Seil von einem Millimeter Durchmesser kann Zugkräfte von über 70 Kg aufnehmen". Besonders bei Brüchen kleiner Knochen, die von starken Muskeln gefordert werden, ist diese Methode Mittel der Wahl: Kniescheibe, Knochenvorsprünge an Hüfte oder Sprunggelenk, aber auch das aus elastisch miteinander verbundenen Knochen bestehende Becken oder ein operativ durchtrenntes Brustbein lassen sich durch Seilzugkombinationen zur Heilung fixieren.
Zum Einsatz der "Drahtseilmethode" ist nun ein Lehrbuch erschienen: Das Manual of Cable Osteosyntheses (Springer-Verlag) erläutert mit zahlreichen Abbildungen Geschichte, Technik und biologische Grundlagen.
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