Plastische Chirurgie in Entwicklungsländern
15.09.2000
Im Unterschied zu Europa und Amerika sind mikrochirurgische Operationen in den Entwicklungsländern Afrikas und Asiens meist nicht möglich. Dabei erfordert dort das häufige menschliche Leid die Hilfe plastisch-ästhetischer Chirurgen im besonderem Maße.
Nicht wenige Spezialisten aus dem deutschsprachigen Raum arbeiten eine Zeit lang freiwillig in diesen Ländern, um zu helfen und Erfahrungen zu sammeln. Die plastischen Chirurgen aus Deutschland stellen nach den Kollegen aus den USA die zweitgrößte Gruppe.
Auf dem in Magdeburg stattfindenden Jahreskongreß der Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen und der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgen berichtete Dr. Ruf, Universität Regensburg, über seinen Einsatz im Niger. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit war die Behandlung einer Erkrankung, die als NOMA bezeichnet wird. Diese Krankheit ist eine Folge unzureichender Ernährung und mangelhafter Hygiene. Sie führt zu einer Zerstörung von Knochen, Knorpel und Haut. Im Niger sind etwa 7-14 von 1000 Kindern betroffen.
Im Frühstadium könnte vielen mit Penicillin geholfen werden, doch oftmals sind Antibiotika nicht ausreichend vorhanden. Überleben die betroffenen Kinder, leiden sie oft unter Nekrosen im Gesicht. Bei einigen ist der Mundkieferbereich so vernarbt, daß sie Probleme bei der Nahrungsaufnahme haben. Von den Dorfgemeinschaften werden sie meist sozial ausgegrenzt.
Da unter den gegebenen Umständen keine mikrochirurgische Operationsverfahren wie in Europa und Amerika möglich sind, setzte Ruf mit Erfolg lokale Lappenplastiken ein. Dabei handelt es sich um intakte Gewebestücke aus Haut, Muskeln und Blutgefäßen, die aus anderen Körperregionen entnommen wurden.
Die geringe Komplikationsrate zeigt, daß man den Kindern auch in ihrem Land helfen kann. Dennoch sei es ein großes Problem, daß selbst die einfachsten Voraussetzungen für die Hilfe vor Ort ohne finanzielle Unterstützung aus den Industrienationen meist nicht gegeben sind. Die Öffentlichkeit in Europa wird aber oft erst durch spektakuläre Operationen in den Industriestaaten auf das Schicksal der Kinder aus Entwicklungsländern aufmerksam.
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