Emotionen beeinflussen Erinnerung
05.09.2000
Wie Menschen ihre Reaktion auf Emotionale Vorfälle steuern, beeinflußt ihre Erinnerung an den Vorfall. Nun, diese Erkenntnis ist dem Alltagsmenschen doch recht vertraut. Wissenschaftlich untermauert wird sie nun durch eine in der Septemberausgabe des "Journal of Personality and Social Psychology" veröffentlichte Studie.
Dr. Jane Richards von der Universität Washington und Dr. James Gross von
der Universität Stanford untersuchten, ob die Bemühungen, Gefühle zu
steuern, kognitive Konsequenzen haben. Richards und Gross meinen, daß es
viele Wege gäbe, Gefühle zu regulieren, jedoch einige dieser Wege die Erinnerung an Details eines verstörenden Vorfalls beeinflussen.
Strategien, die vor dem Ereignis aktiv gewählt werden, wie etwa Neuabschätzung oder kognitives Reframing (eine emotionelle Situation als Herausforderung statt als Drohung betrachten) haben demnach andere kognitive Auswirkungen als aus der Situation geborene "Strategien", etwa das Unterdrücken der Emotionen.
Richards und Gross zeigten 53 Personen Filmausschnitte und Dias von emotionell belatenden Situationen und wiesen einen Teil der Probanden an, ihre
Gefühle während der Betrachtung bewußt zu unterdrücken. Es zeigte sich, daß diese Gruppe wesentlich weniger Details wahrgenommen hatte. Auch ein weiteres Experiment unterstrich diese Tendenz, wiewohl ein starker Einfluß der Sprachkomponente spürbar wurde:
Mußten alle Teilnehmer Emotionen anhand einer Auswahllist beschreiben, unterschieden sich die ihre Emotionen bewußt Kontrollierenden wie auch die nur
zusehende Kontrollgruppe in ihren Kongnitiven Leistungen nicht. Mußten allerdings die Emotionen verbalisiert werden, war die Kontrollgruppe im Vorteil, was das Detailreichtum der Erinnerung betraf.
Die Wissenschafter sind der Ansicht, daß die Unterdrückung von Emotionen einer kontinuierlichen Eigenüberwachungs- und Selbstkorrektur bedarf, die kognitive Resourcen stark in Anspruch nimmt und folglich die Genauigkeit der Erinnerung an das Ereignis einschränkt. Demgegenüber ist eine wesentlich effizientere Aufarbeitung und damit Erinnerung einer Situation möglich, wenn diese Situation vorher als mit weniger Emotionen befrachtet imaginiert wurde.
© medizin.at
medflash u. medizin.at sind Produkte der treAngeli/ARGE teledoc.
Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Die Nachrichten sind
nur für die persönliche Information bestimmt. Jede weitergehende Verwend-
ung, insbesondere die Speicherung in Datenbanken, Veröffentlichung, Ver-
vielfältigung und jede Form von gewerblicher Nutzung sowie die Weitergabe
an Dritte - auch in Teilen oder in überarbeiteter Form - ohne Zustimmung
von treAngeli/ARGE teledoc ist untersagt. Es wird seitens der Urheber jede
Haftung für Inhalte und deren Auswirkungen ausgeschlossen. Wien, 1/2000