"Antibakteriell" im Haushalt überflüssig
23.08.2000
Auch wenn die Werbung auf allen Oberflächen im Haushalt gefährliche Bakterien ortet, sind antibakteriell wirkende Reiniger überflüssig und kontraproduktiv: Indem vermeintlich sichere "Desinfektionsmaßnahmen" an die Stelle der hygienisch sinnvollen traditionellen Reinigung treten, kann das Verbraucherverhalten zum Nachteil von Gesundheit und Umwelt beeinflusst werden.
Die Reinigung mit herkömmlichen Mitteln reicht nach Ansicht des deutschen Umweltbundesamtes (UBA), des Bundesinstitutes für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) und des Robert-Koch-Institutes (RKI) aus, um die Hygiene sicherzustellen.
Die Behörden reagieren damit auf Werbekampagnen der Hersteller von Wasch- und Reinigungsmitteln, die Produkte mit bakterizider, antibakterieller und antimikrobieller Wirkung propagieren, deren Einsatz die Umwelt belastet und gesundheitliche Risiken birgt. Mangelnde persönliche Hygiene und falscher Umgang mit Lebensmitteln sind Hauptursache für Lebensmittelinfektionen.
Reinigungsverfahren mit Wasser, falls nötig mit Fett oder Eiweiß lösenden Mitteln, und Oberflächenbehandlung (bürsten, reiben) reichen aus, um mögliche
Verschmutzungen auf ein unbedenkliches Niveau zu bringen. Die wichtigste
Maßnahme zum Schutz vor Salmonellen, Campylobacter oder E. coli (von der
Industrie als Grund für die Notwendigkeit einer häuslichen Desinfektion genannt) ist Händewaschen, besonders nach dem Toilettenbesuch sowie besondere Vorsicht beim Umgang mit leicht verderblichen Lebensmitteln.
Bei Einhaltung der hygienischen Grundregeln hält das BgVV den Einsatz antibakteriell ausgerüsteter Reinigungsprodukte für überflüssig, zumal die Wirksamkeit häufig nicht erwiesen ist. In aller Regel reichen Konzentration und Einwirkdauer der antibakteriellen Substanzen für eine effektive Desinfektion nicht aus.
Das RKI weist darauf hin, daß die Folgen einer Veränderung der natürlichen Hautflora des Menschen durch antibakterielle Verbraucherprodukte zur Reinigung oder Körperpflege nicht absehbar sind. Weiters besteht die Gefahr, daß durch Bakterizide in Verbraucherprodukten breit wirksame Resistenzmechanismen selektiert werden, die auch Antibiotika betreffen können.
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