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Bericht: Heilwissen der Klöster

01.08.2000

Jahrhundertelang war die Klostermedizin der Mönche und Nonnen die einzige Heilkunde in Europa. Während das ärztliche Wissen der Antike, etwa auf dem Gebiet der Chirurgie, mit dem Untergang des Römischen Reiches fast zur Gänze verloren gegangen war, konnte das Wissen über Arznei- und Heilpflanzen in den mittelalterlichen Klöstern weitgehend bewahrt werden.

Unter der Leitung des Medizinhistorikers Prof. DDr. Keil von der Universität Würzburg, setzen sich nun Mediziner, Botaniker, Chemiker, Pharmazeuten und Historiker mit Heilkundebüchern aus dieser Zeit auseinander. Die Gruppe erschließt alte Text- und Bildüberlieferungen mit dem Ziel, sie der Öffentlichkeit bekannt zu machen.

Es soll vor allem aber auch das historische Heilwissen der Klöster aufgearbeitet und gegebenenfalls für moderne Therapien nutzbar gemacht werden. Die Studie soll sich nicht nur auf die europäischen Klöster, sondern auch auf die Kulturkreise im arabischen und chinesischen Raum erstrecken.

Verborgene Schätze der Heilkunst
"Selbst als eingeweihter Forscher ist man immer wieder erstaunt, wie wenig von den alten Erkenntnissen bisher wissenschaftlich aufgearbeitet worden ist", sagt der Koordinator der Arbeitsgruppe, Johannes G. Mayer. Der promovierte Philologe und Wissenschaftshistoriker mit der Zusatzausbildung Medizingeschichte ist vor allem für das Entziffern der lateinischen und griechischen Handschriften zuständig. "Einen Katalog, in dem alle alten Texte zur Pflanzenheilkunde systematisch gesammelt sind, gibt es noch nicht."

Am Würzburger Institut für Geschichte der Medizin begannen die Wissenschaftler bereits vor fünf Jahren damit, sämtliche in alten Schriften beschriebenen Heilpflanzen zu erfassen. "Mittlerweile sind wir bei 450 angelangt", sagt Mayer. Aber helfen die gegen allerlei Wehwehchen empfohlenen Pflanzenextrakte auch wirklich? Darüber gebe es nur wenig gesicherte Erkenntnisse: "Bisher ist eine Wirksamkeit nur bei etwa 120 Pflanzen wissenschaftlich nachgewiesen worden."

Chemotherapie des 8. Jahrhunderts
Hierzu nennt Prof. Keil ein Beispiel: "Im Umfeld Karls des Großen hat unser Institut ein Rezept gegen ein 'fressendes Geschwür' untersucht, das immer wieder in neuen Varianten auftaucht. Dabei streute man das Pulver der Herbstzeitlose in die Geschwüre.

Seitens der modernen Medizin zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat man sich lange darüber lustig gemacht, was denn dieses Pulver bewirken solle - bis man herausfand, dass es Colchicin und damit ein Zellgift enthält. Dieses hindert schnell wachsendes Gewebe daran, sich weiter auszubreiten. Das Mittel kann äußerlich durchaus gut als Therapeutikum bei Hautkrebs eingesetzt werden."

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