Hören Sie gut zu, wenn Kinder erzählen...
24.07.2000
"...und dann hat sie ihr die Puppe weggenommen und dann hat sie ihr so bumm auf den Kopf gehaut und dann hat sie ihr einen Stoß gegeben, daß sie aus dem Fenster gefallen ist so aaaahhhhhh und dann..." Gewalt in den Erzählungen von Kindern ist ziemlich normal, Stereotype werden dabei einmal mehr bestätigt. Wenn aber Mädchen sehr aggressive Geschichten erzählen, könnten verdeckte Probleme manifest werden...
Die Wissenschafter des "National Jewish Medical and Research Center" hörten gut zu: Immerhin 5.000 Erzählungen von 652 "normalen" Zwillingen im Alter von 5 Jahren wurden untersucht. " Ein wichtiger Schritt zum Verständnis "abnormaler" klinischer Fälle ist es, den jeweiligen "normalen" Zustand zu verstehen", meint Studienleiterin Dr. Kim Kelsey, Co-Direktrice des "NJ Day Treatment Program For Children".
Kinder würden, so Kelsey, in Spielsituationen ihre verschiedenen Lebensprobleme aufarbeiten und Eltern täten gut daran, dabei gut zuzuhören: "Wenn Eltern dabei irgend etwas Befremdliches auffällt, sollten sie das Spiel nicht unterbrechen, sondern versuchen, mehr über die Hintergründe der Spielthemen herauszufinden".
Die Forscher benutzten geschlechts- und kulturspezifische Puppen, um mit den Kindern Geschichten zu erfinden: Das Thema wurde vorgegeben, die Kinder erzählten dann die Geschichten unter Zuhilfenahme der Puppen weiter. Dabei erwiesen sich alte Stereotype als haltbar: Bubengeschichten waren gewaltbeladener als Mädchengeschichten, diese wiederum zusammenhängender. Auch die Eltern und Lehrer wurden in die Befragung miteinbezogen, um das Realverhalten der Kinder beurteilen zu können.
"Obwohl die Motive zum Teil ziemlich aggressiv waren, bis hin zu Mord und Totschlag, ist daran nichts ungewöhnliches - jedenfalls, solange nicht Mädchen besonders aggressive Geschichten erzählen", erklärt Dr. Kelsey: "Mädchen scheinen weitaus mehr tatsächliche Probleme in Spielform auszuleben; folgerichtig hatten Mädchen mit sehr aggressiven Geschichten auch im Schul- und Sozialleben signifikant mehr Schwierigkeiten".
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