Knoblauch - nicht nur gut gegen Vampire
28.06.2000
Die alten Ägypter, Griechen, Römer, Inder und Chinesen waren mit der heilenden Wirkung von Knoblauch vertraut. Seine positiven Wirkungen auf den menschlichen Organismus sind vielfältig und unbestritten. Bonner Forscher untersuchten nun die dafür verantwortlichen Substanzen.
Dieses Lauchgewächs gilt als Kulturpflanze, deren Ursprung im asiatischen Raum vermutet wird. Durch Züchtungen, die bis in Zeit um 2000 vor Christi Geburt zurückreichen, wurde der Knoblauch in seiner heutigen Form hervorgebracht.
Bonner Forscher des Institutes für Pharmazeutische Biologie spüren nun die, für die Heilwirkung des Knoblauchs verantwortlichen Substanzen, auch in anderen Laucharten auf. Einen ersten Erfolg verbuchten die Forscher mit einer Lauchart aus Osteuropa, die deutlich höhere Mengen der gesuchten Stoffe enthält.
Auch Wildarten, wie der "Bärlauch" weisen große Mengen der Schwefelverbindungen auf und können als Heilpflanze eingesetzt werden.
Die positive Wirkung auf das Herz-Kreislaufsystem, besonders die antiatherosklerotische Wirkung ist unumstritten. Ebenso zeigt Knoblauch bei erhöhten Blutfettwerten eine lipidspiegelsenkende Wirkung auch die Verklumpung der Blutplättchen wird gehemmt. Eine mögliche blutdrucksenkende Wirkung des Knoblauchswird untersucht.
Weiters gibt es Hinweise, daß Knoblauch ein hohes antioxidatives Potential hat und somit Krebserkrankungen vorbeugen kann. Es konnte gezeigt werden, daß in Gebieten, in denen Knoblauch zur täglichen Nahrung gehört, bestimmte Krebsformen des Magen-Darmtraktes mit deutlich verringerter Häufigkeit auftreten. Zudem tötet zerkleinerter Knoblauch in gewissem Umgang Bakterien ab und kann daher als "natürliches Antibiotikum" bezeichnet werden.
Die heilbringenden Wirkungen des Knoblauchs werden im Wesentlichen auf
die schwefelhaltigen Inhaltsstoffe zurückgeführt. Die Chemie dieser Substanzklasse ist jedoch komplex. Wird eine Knoblauchzehe zerkleinert, so wird eine geruchlose, schwefelhaltige Substanz, die den Namen "Alliin" trägt, durch das Enzym "Alliinase" in das geruchsintensive "Allicin" umgewandelt, das für viele der Wirkungen verantwortlich ist.
Leider sind die schwefelhaltigen Verbindungen des Knoblauchs instabil. Dies führt dazu, daß Knoblauch-Zubereitungsformen, die als pflanzliche Arzneimittel angeboten werden, kaum vergleichbar sind. Frischer Knoblauch oder Präparate, die Knoblauchpulver enthalten, wie zum Beispiel Knoblauchdragees, gelten als die wirkungsvollsten Darreichungsformen.
So konnte die Arbeitsgruppe von Dr. Keusgen zeigen, daß das Spektrum an schwefelhaltigen Inhaltsstoffen in frischem Knoblauch und in Knoblauchdragees vergleichbar ist. Selbst das Enzym Alliinase, welches für die Entfaltung der meisten Knoblauch-Wirkungen wichtig ist, übersteht den Herstellungsprozeß der Dragees nahezu unbeschadet.
Frischer Knoblauch-Preßsaft ist sehr instabil und enthält nach wenigen Tagen größere Mengen an Sulfiden, die sich auch im Knoblauch-Öl aufspüren lassen. Diese ausgesprochen geruchsintensiven Substanzen sind zwar nicht wirkungslos, haben aber eine deutlich schwächere Wirkung als frischer Knoblauch oder Dragees.
Das Forscherteam hat sich das Ziel gesetzt, sämtliche wilde Laucharten
auf ihren therapeutischen Nutzen hin zu bewerten, die Zahl dieser Arten
wird auf etwa 800 geschätzt. Um diese Aufgabe bewältigen zu können kommt
ein sogenannter "Biosensor" zum Einsatz, der speziell für diese
Anwendung entwickelt wurde und vollautomatisch arbeitet.
In ersten Untersuchungen konnte eine Lauchart aus Osteuropa mit dem
botanischen Namen Allium obliquum aufgespürt werden, die eine deutlich
höhere Menge an schwefelhaltigen Verbindungen als der Knoblauch aufweist, in einigen Regionen Rußlands wird diese Pflanze wie Knoblauch verwendet. Zur Zeit wird geprüft, ob sich diese Art für einen feldmäßigen Anbau eignet oder sich durch gezielte Züchtung für einen solchen nutzbar machen läßt.
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