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Afrika: Mehr Geld oder Leben

19.06.2000

Patienten in Tansania müssen mit 50 mal höheren Kosten für lebensrettende Medikamente rechnen als ihre Leidensgenossen in Kanada. Dies ist das traurige Ergebnis einer aktuellen Studie zu Medikamentenpreisen, die anläßlich einer Konferenz in Nairobi präsentiert wurde. Nun sollen regional und international Strategien entwickelt werden.

Regierungsvertreter und Vertreter von NGOs (non governmental organizations) der ostafrikanischen Staaten Kenia, Uganda, Tansania, Äthiopien und weiteren 17 Ländern trafen sich letzte Woche in Nairobi, um über Strategien zu Verbesserung der Medikamentenversorgung zu beraten. Dabei wurden Studien zu Medikamentenpreisen und Patentrecht präsentiert, die den Einfluß der Wirtschaft auf die Überlebenschancen der Menschen deutlich machen.

"Die Armen zahlen mehr als die Reichen - das gilt für die gesamte Region", entrüstet sich Kirsten Myhr von der Organisation "Health Action International", die die Preisvergleichsstudie präsentierte. "Unsere Auswertung bestätigt den Verdacht, daß etwa die Medikamentenpreise in Kenia weitaus höher als irgendwo in Europa seien."

So sei das hochwirksame Antibiotika "Ciprofloxacin" in Uganda doppelt so teuer als in Norwegen. Kein Einzelfall, meint Myhr, denn dies gelte laut vorhergehenden Untersuchungen für 10 von 13 häufig benötigten Medikamenten, deren Preise etwa in Tansania weitaus höher seien als in Kanada. "Ein Mensch in Tansania müßte bei den derzeitigen Löhnen 218 Tage für ein Medikament arbeiten, das sich ein Kanadier schon nach 8 Tagen leisten könnte".

Am Beispiel von "Fluconazol" - gegen Gehirnhautentzündung in Folge von AIDS angewandt - , das in Thailand pro Einheit umgerechnet ca. 5 ATS kostet, in Kenia hingegen um ATS 270 pro Einheit gehandelt wird, werden die Gründe für diese Kostenungerechtigkeit deutlich: Der starke Patentschutz sowie die Tarif- und Steuerbelastung blockieren eine Konkurrenzierung durch Generika und damit eine Preiskontrolle durch den freien Markt. Auch behindern Import- und Lizenzregulationen die Medikamentenversorgung zu Weltmarktpreisen.

Dr. Amukowa Anangwe, Kenias Gesundheitsminister unterstreicht die Notwendigkeit einer Balance zwischen privatem Profit und öffentlichem Interesse: "Die Rechte für Parallelimport und Lizenzierung müssen gesicherter Teil unserer Legislatur sein".

"Ich bin es so leid, Patienten nicht behandeln zu können, weil die Medikamente unerschwinglich sind," klagt Dr. Christopher Ouma, AIDS-Projektkoordinator der Hilfsorganisation "Médecins Sans Frontières" (MSF) in Kenia. "Warum sollen Menschen in Afrika sterben, wenn es in Indien, Thailand und Brasilien auch gelungen ist, die Preissituation in den Griff zu bekommen?"

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