Jugendliche strenger als Eltern
19.06.2000
Einmal mehr zeigt sich die Schwäche eines Vorurteils: Psychische Auffälligkeiten bei Kinder und Jugendlichen sind bei Selbsteinschätzung häufiger als im Urteil der Eltern. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen Studie der universität Köln.
Über 6% aller deutschen Kinder und Jugendlichen waren schon in psychotherapeutischer Behandlung. Meist aus Gründen wie Ängstlichkeit, und Depression, Zwänge, verdecktes antisoziales Verhalten und psychotische Symptome.
Im Selbsturteil der Jugendlichen treten diese Auffälligkeiten häufiger auf als nach Einschätzung der Eltern, die meinen, daß ihre Kinder eher unter Schul- und Beziehungsproblemen bzw Aufmerksamkeitsstörungen und oppositionellem Verhalten leiden. Dies sind die Ergebnisse einer Untersuchung der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Universität Köln unter der Leitung von Prof. Dr. Lehmkuhl.
Diese erste deutsche Studie über psychische Auffälligkeiten von Kindern und Jugendlichen im Alter von 4-18 Jahren erfolgte in Zusammenarbeit mit den Universitätskliniken Frankfurt und Berlin. Bei den 4-10jährigen wurden nur die Eltern befragt, ab dem Alter von 11 Jahren wurden auch die Jugendlichen um ihr Urteil gebeten.
Das strengere Urteil der Jugendlichen hängt nach Auffassung der Psychiater mit der unterschiedlichen Informationsbasis von Eltern und Jugendlichen zusammen. Eltern haben nicht in alle Lebensbereiche ihrer Kinder Einblick: Diese gehen allein zur Schule und treffen sich ohne Beisein der Eltern mit Gleichaltrigen: So nehmen die Eltern Verhaltensweisen wie Alkohol- und Drogenkonsum nicht wahr.
Sozialer Rückzug, Angst/Depressionen und hysterische Verhaltensweisen nehmen nach Einschätzung der Eltern mit dem Alter der Kinder zu. Im Gegensatz dazu folgen aggressive Verhaltensweisen und Aufmerksamkeitsprobleme beim Älterwerden eher einem abnehmenden Trend.
Sowohl im Urteil der Jugendlichen als auch der Eltern treten Ängste und Depressionen bei Mädchen häufiger auf, auch sozialer Rückzug ist bei Mädchen eher zu beobachten. Bei Aufmerksamkeitsproblemen, aggressiven und hysterischen Verhaltensweisen werden Jungen von den Eltern als auffälliger eingestuft. Depressive Störungen scheinen bei beiden Geschlechtern etwa gleich verteilt zu sein.
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