Neue Empfehlung zu Zeckenimpfung
06.06.2000
Die "Zeckenimpfaktion" für Österreich ist voll im Gange. Nun wurde der frühere FSME-Immun-Inject Impfstoff (Baxter/Immuno) ausgetauscht gegen das TicoVac des gleichen Herstellers, der neue Impfstoff ist frei von Konservierungsmitteln und Stabilisatoren, ansonsten aber weitgehend ident mit dem früheren Impfstoff.
Außerdem wird eine zweite Vakzine angeboten, das Encepur (Chiron-Behring),
die marginale Unterschiede zum TicoVac besitzt, aber sicher ein
gleichwertiger Impfstoff ist. Ein wesentlicher Unterschied besteht aber
darin, daß das Encepur erst ab dem 12. Lebensjahr verabreicht werden darf, das TicoVac schon ab vollendetem 1.Lebensjahr.
Nun sind seit etwa 2 Monaten in verstärktem Ausmaß Meldungen (bisher über
200 Einzelmeldungen, wobei diese noch nicht validiert sind) bekanntgeworden,
die über hochfieberhafte Reaktionen bei der Erstimpfung bei Kindern
(überwiegend Kleinkindern unter 3 Jahre) berichten.
Dies führt zu einer Verunsicherung und bereits zu Stimmen, die Bedenken gegen den Impfstoff haben und auch Bedenken gegen das Impfen von kleinen Kindern äußern.
Folgendes ist dazu klarzustellen:
Wenn man die Erwachsenendosis des TicoVac an Kinder bei der Erstimpfung
verabreicht, kommt es in etwa einem Fünftel der Geimpften innerhalb von 24
Studen zu Fieber, das in einigen Fällen auch durchaus hoch sein kann. Dies
ist bekannt und entsprechende Hinweise finden sich auch auf dem
Beipackzettel. Auch Fieberkrämpfe können auftreten.
Diese fieberhaften Reaktionen treten vor allem nach der ERSTimpfung gehäuft
auf, bei den Wiederholungsimpfungen wesentlich seltener.
Es gibt bereits eine fertige Studie mit einem Kinderimpfstoff TicoVac, der
nur die halbe Dosis enthält und bei dem diese Reaktionen nicht so gehäuft
aufgetreten sind. Dieser Impfstoff ist allerdings erst im
Zulassungsverfahren und die Zulassung wurde leider nicht rechtzeitig für
diese Saison fertig.
Der Impfausschuss des Obersten Sanitätsrates hat nun in seiner Sitzung vom
3.4.2000 eine neue Empfehlung zur FSME-Impfung ausgearbeitet:
a) Kinder bis zum vollendeten 12. Lebensjahr sollen sowohl bei der
Erstimpfung als auch bei den Wiederholungsimpfungen nur mehr mit der halben
Dosis (=0,25ml) des jetzt im Handel befindlichen TicoVac geimpft werden. Um
bei der Halbierung der Dosis eine entsprechend homogene Suspension zu
erhalten, muß der Impfstoff gut aufgeschüttelt werden.
b) Bei Kindern bis zum vollendeten 3.Lebensjahr soll die Indikation für die
FSME-Impfung strenger gestellt werden. Das heißt: Nur wenn auch wirklich
eine Infektonsgefährdung gegeben ist, soll die Impfung durchgeführt werden.
Eine Übersichtskarte zur Verbreitung der FSME in Österreich findet sich
unter dem Kapitel FSME auf dieser website (unter "Allgemeines zum Thema
Impfungen"). Detailkarten mit FSME-Gefahr sind am besten unter:
http://www.zecken.at/infektionsgefahr/index.html abrufbar (zunächst die
Seite aufrufen, dann auf "Österreich" klicken und dann ist beim erneuten
anklicken des Kartenrasters eine Detailkarte aufrufbar)
c) Außerdem sollen alle Eltern auf die Möglichkeit der fieberhaften
Reaktionen besonders hingewiesen werden und auf die Tatsache, daß dieses
Fieber nur kurz dauert (wenige Stunden bis 1 Tag) und daß es ausgezeichnet
durch fiebersenkende Mittel beherrschbar ist (z.B.Mexalen). Eine
Überwachung der Körpertemperatur über 24 Stunden ist erforderlich. Wenn
Reaktionen auf die Impfung auftreten, sollen sich die Eltern mit den Ärzten
kurzschließen, damit die Nebenwirkungen einerseits behandelt und
andererseits erfaßt und aufgearbeitet werden können.
Jedenfalls soll bei entsprechender Gefährdung nicht auf die Impfung
verzichtet werden, nur weil vielleicht Fieber auftritt. Der Schaden (sprich
FSME-Erkrankungen) wäre unabsehbar. Betont werden sollte auch, daß das
Encepur für Kinder nicht geeignet ist, sondern erst ab dem 12.Lebensjahr
verabreicht werden darf. Es wäre sehr wahrscheinlich, daß bei diesem
Impfstoff, wenn er Kleinkindern gegeben wird, ähnliche Reaktionen auftreten.
Das liegt in der Natur dieser Impfung und in der Tatsache, daß kleine Kinder
an sich leicht nach Impfungen Fieber bekommen.
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