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Bericht: Lebensspendende Leberspende

12.05.2000

Die einzigartige Eigenschaft der Leber, sich aus Teilen wieder zu einem Vollorgan regenerieren zu können, bietet Transplantatempfängern wie -spendern gute Aussichten. Dennoch sind psychologische und ethische Aspekte ebenso wie verbleibende Risiken zu beachten

Denn auch wenn - oder gerade weil - Organtransplantationen heute zum medizinischen Alltag gehören, bleibt die Versorgung mit Transplantaten ein weiterhin heisses Thema. Nun wurden die ersten 10 Transplantationen an der Berliner Charité durchgeführt.

Ermutigende Ergebnisse
Den schwerst leberkranken Patienten im Alter zwischen 35 und 67 Jahren wurden in der "Klinik für Allgemein,Visceral- und Transplantationchirurgie" der Charité die rechten Leberlappen lebender Spender übertragen: Nur eine der 10 Empfänger musste reoperiert und mit einem konventionellen Lebertransplantat versorgt werden, auch sie hat wie die 9 anderen Patienten die Transplantation komplikationsfrei und gut überstanden.

Organregeneration birgt Entlastung für alle Beteiligte
Bei allen Patienten war nach der Transplantation das neue Organ funktionsfähiger, als es ein Transplantat von toten Spendern jemals hätte sein können. Dies aber ist in diesem Fall nicht der einzige Vorteil der Verpflanzung lebender Organe: Die Eigenschaft der Leber, sich aus Teilstücken vollständig innerhalb von 6 Wochen regenerieren zu können, bedeutet für beide Beteiligten, Empfänger wie Spender, eine Entlastung in vieler Hinsicht.

Die Aussicht beider Menschen, nach relativ kurzer Zeit wieder mit einem vollständigen und komplett funktionsfähigen Organ leben zu können, nimmt - anders als etwa bei Nierenspendern - den psychischen Druck des 50prozentigen Funktionsausfalles auch beim Spender.

Entwicklung in Asien aus ethischen Gründen begonnen
Klinikdirektor Professor Dr. Peter Neuhaus begann 1999 mit Studien der partiellen Lebertransplantation, nachdem 1991 die Lebendspende durch Professor Brölsch in Deutschland propagiert worden war. Erfahrungen mit der Leberlappenverpflanzung bei liegen, so Neuhaus, erst seit etwa vier Jahren aus Japan und Korea vor. Dort seien aus religiös-ethischen Gründen die Transplantation von Organen aus Leichen nicht möglich, also aus Ländern, die Verpflanzung von Organen lebender Spender jedoch üblich.

Neue chirurgische Methoden vermindern Risiko
Lange wurde bezweifelt, daß der rechte Leberlappen zum Transplantieren geeignet sein könnte. Es fehlten auch die technischen Hilfsmittel, wie etwa geeignete Gewebekleber und Ultraschallmesser, deren Einsatz heute größere Blutungen bei der Abtrennung des Lebergewebes verhindert. Damit scheint diese Transplantation ebenso vielversprechend wie risikolos.

So sei das nicht, verneint Neuhaus, Risiken seien für den Spender trotz ausgereifter Operationstechnik weiter mit der immerhin 60prozentigen Leberentnahme verbunden und Komplikationen nicht auszuschließen. Schmerzen, Blutungen, auch die Möglichkeit einer Lungenembolie lassen die Operation nicht zu einer Lappalie werden.

Neuhaus meint aber, daß die Ergebnisse in Berlin zeigten, wenn auch noch in kleiner Zahl, daß "die Teilresektion der Leber offenbar möglich ist, ohne dem Spender zu schaden. Auch beim Empfänger, in der Charite waren dies Ehepartner, erwachsener Sohn oder Tochter, Vater oder Mutter, vergrößert sich der transplantierte Leberlappen. Die Lebendspende ist außerdem für den Empfänger, weil Transport- und Wartezeiten sowie langfristige Kühlmaßnahmen entfallen, stets vorteilhafter als das Organ eines Toten".

Ethikkommission und Ärztekammer berieten Beteiligte Insgesamt sind die vorliegenden Ergebnisse der ersten 10 Transplantationen äußerst befriedigend, doch dürften, so Neuhaus, ethische und psychologische Aspekte keinesfalls außer Acht gelassen werden. Neuhaus legte deshalb Wert darauf, alle Transplantationen in enger Kooperation mit der örtlichen Ethikkommision vorzubereiten und die potentiellen Spender sowohl über die möglichen medizinischen Komplikationen als auch über die denkbaren psychologischen Schwierigkeiten von der Lebendspendekommission der Berliner Ärztekammer aufzuklären.

Druck zur "freiwilligen" Lebendspende?
Was, wenn den potentiellen Spendern aufgrund familiärer, psychologischer oder etwa auch finanzieller Aufforderungen, Sachzwänge bis hin zu Nötigung ihre "Freiwilligkeit" mehr oder weniger aufgezwungen wird? Druck und Verlockung sind gerade dann denkbar, wenn das Operationsrisiko beherrschbar erscheint und dem Spender "ohnehin" das Organ "nachwächst".

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