Bericht: Folsäure als Krankheitsprophylaxe
08.05.2000
Ausreichende Versorgung mit Folsäure ist ein wesentlicher Teil effizienter Prophylaxe gegen Gefäßerkrankungen und - wie sich in den letzten 10 Jahren gezeigt hat - auch Krebs. Mangelerscheinungen sind ernst: Anämie, Schleimhautveränderungen, Wachstumsstörungen zählen dazu. Eine neue Studie untersuchte nun die Vorteile der Verabreichung der natürlichen Form Tetrahydrofolsäure gegenüber dem synthetischen Acidum folicum, der Pteroylglutaminsäure.
Seit über 50 Jahren wird synthetische Folsäure in der Therapie von Anämie eingesetzt. Dem verbreiteten Mangel an Tetrahydrofolsäure soll die vorbeugende Nahrungsanreicherung mit Folsäure ebenso entgegenwirken wie etwa potentiellem Dickdarmkrebs: Mit Erfolg, wie eine Harvard-Studie zeigte, die ein um 75% verringertes Erkrankungsrisiko für Frauen verzeichnen konnte, die ein derartiges Supplement über lange Zeit zu sich nahmen.
Folsäure oft zu lange inaktiv
Nun untersuchten die Wissenschafter June Ayling und Steven Bailey vom Institut für Pharmakologie an der University of South Alabama (USA) in ihrer von der UOSA publizierten Arbeit die Verabreichungsformen von Folsäure hinsichtlich ihrer Effizienz: Synthetische Folsäure kann in ihrer nicht biologisch aktiven - also noch wirkungslosen - Form über 24 Stunden im Blut verbleiben und wird über die Leber nur sehr langsam in den Blutkreislauf freigesetzt, was keine optimale Versorgung mit aktiven Folaten bedeutet. Um einen besseren Weg - eventuell über die Zuführung von natürlich Tetrahydrofolsäure - zu finden, den Organismus mit aktivierter Folsäure zu versorgen, müssen nun weitere Studien unternommen werden, sagen die Wissenschafter.
Kontrolliert Folsäure Zellgifte?
Die eigentliche biochemische Grundlage der Schutzwirkung der Folate ist noch unbekannt, wiewohl angenommen wird, daß die biologisch aktive Form der Folsäure, Tetrahydrofolsäure, die als Coenzym an der Nukleinsäuresynthese (Purin, Thymin) beteiligt ist, durch seine Rolle in der Produktion der essentiellen Aminosäure Methionin durch Methylation der Homocysteine deren Spiegel unter einem kritischen Niveau hält.
Damit könnte deren - noch endgültig zu beweisende - zelltoxische Wirkung auf die Innenverkleidung der Gefäße unterbunden werden. Diese Annahme wird derzeit in über 9 placebokontrollierten Studien zu Folsäure in Kombination mit den Vitaminen B6 und B12 überprüft.
Nachteile synthetischer Folsäure
Synthetische Folsäure hat allerdings auch Nachteile: Zum einen ist sie keine signifikant natürliche Form der Folate und als solche in unbehandelter Nahrung nicht vorhanden, zum anderen kann sie ausschließlich als Vorstufe der biologisch aktiven Prozesse angesehen werden:
Gäbe es nicht das Enzym Dihydrofolatreduktase (DHFR), das sehr langsam die Dihydrofolsäure zu der auch in Plasma, Milch und Orangensaft enthaltenen 5-Methyl-Tetrahydrofolsäure (5-MTHF) reduziert und damit aktiviert, wäre die synthetische Form der Folsäure wertlos.
Außerdem muß Folsäure vor der Aktivierung durch optimale Absorption vom Verdauungstrakt in geeigneter Form dem Gewebe zugeführt werden. Dies ist nur bei sehr kleinen Dosen gewährleistet. Man werde, kündigen die Forscher an, die Metabolisierung unvollständig reduzierter synthetischer Folsäure untersuchen.
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