Zu Hause erholt es sich doch am besten
05.05.2000
Die gewohnte Umgebung, der eigene Rhythmus, selbstbestimmtes Tun und Lassen: Menschen erholen sich einfach lieber zu Hause, wenn dagegen medizinische keine Vorbehalte bestehen. Das wurde nun am Beispiel von Schlaganfallpatienten deutlich, die an einer kanadischen Studie teilnahmen.
Patienten, die einen Schlaganfall hinter sich haben und das Spital früh verlassen können, erholen sich zu Hause deutlich besser als jene, denen diese Option nicht zur Verfügung steht. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die in „Stroke“, dem Journal der „American Heart Association“ veröffentlicht wurde.
Aktiv sein heißt nicht, aus der Pflege abgeschoben zu werden
„Zur Genesung nach Hause zu gehen ermöglicht den Patienten u n d der Familie, intensiver an der Pflege mitzuwirken. Statt passiv neben dem Bett des Patienten zu stehen, haben alle die Möglichkeit, aktiv Entscheidungen zu treffen und in die Tat umzusetzen“, erklärt Studienautor Nancy E. Mayo von der McGill Universität in Montreal und betont, daß dies keinesfalls heiße, daß man die Patienten unabhängig von ihrer Verfassung so früh wie möglich heimschicken solle und daß dafür alle Rekonvaleszenten gleichermaßen geeignet wären.
„Natürlich möchten alle nach Hause gehen, wir fanden unter den Studienteilnehmern kaum jemanden, der weitere 6 Wochen im Spital bleiben wollte. Wir haben die Patienten auch nicht „rausgeworfen“, aber wenn es die Möglichkeit gibt, die Rehabilitation zu Hause zu unterstützen, dann eröffnet das Alternativen zur Hospitalisierung“, befindet Mayo.
Rehabilitation heißt, wieder Freude am Leben zu gewinnen
„Früher dachte man, daß der medizinische Betrieb genug geleistet hätte, wenn ein Patient selbständig aufs Klo gehen konnte. Das ist natürlich schrecklich. Wenn es um die Fortschritte der Patienten geht, sollten unsere Erwartungen schon höher liegen: Rehabilitation heißt, wieder arbeiten zu können, Auto zu fahren und Golf zu spielen. Was wir dezeit als gut genug ansehen, ist da nicht mehr ausreichend", kritisiert Mayo die derzeitige Einstellung zu den Zielvorstellungen der Rehabilitation.
An der Studie nahmen 58 Schlaganfallpatienten teil, die ein 4-wöchiges, individualisiertes Heimpflegeprogramm absolvierten und 56 Patienten, die die übliche Spitalsbetreuung erhielten.
Die Patienten, deren Zustand medizinsch stabil genung war, um in Heimpflege entlassen zu werden, erhielten Hilfe von Krankenschwestern, Physiotherapeuten, Sprachtherapeuten und Diätassistenten.
Heimpflege unterstützt Motivation
3 Monate nach der Entlassung aus der Spitalspflege war der Gesundheitszustand der Studienteilnehmer, die zu Hause gepflegt wurden, signifikant besser als der jener Gruppe, die im Spital verblieben war. Die Heimgruppe schnitt auch bei den täglichen Aktivitäten und der Reintegration in die Gesellschaft besser ab.
Mayo ist von der günstigen motivationsfördernden Wirkung der Heimrekonvaleszenz überzeugt: „Die Patienten wollen wieder in der Lage sein, Stiegen zu steigen - sie wollen in ihren Garten gehen und in ihren Beeten arbeiten. Es macht da einen großen Unterschied, ob man diese vertrauten Dinge wiedererlernt oder sich auf einem Laufband durch langweilige Fitnessübungen quält".
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