Von den rund zwei Millionen österreichischen Frauen zwischen 16 und 49 Jahren leiden 60 Prozent an Menstruationsproblemen. 700.000 stehen sogar unter einem recht hohen Leidensdruck. Wirksame Maßnahmen dagegen werden bisher kaum getroffen. Ein Viertel der betroffenen Frauen nimmt die "Pille" zur Linderung der Beschwerden. Der Großteil der Patientinnen, auch jene die einen Arzt konsultieren, beschränkt sich auf Schmerz- und Hausmittel - mit zumeist unbefriedigendem Erfolg. Dies ist das Resumee einer Befragung, die IMAS International im Mai 1998 in Form von persönlichen Interviews durchgeführt hat.
*Drei Problemkreise
Wie eine initiale Bestandsaufnahme ergab, leiden 60 Prozent der Frauen zwischen 16 und 49 Jahren an Menstruationsproblemen. Diese teilen sich in drei verschiedene Problemkreise auf:
1. Die prämenstrualen physischen Beschwerden umfassen in erster Linie Kreuzschmerzen, gefolgt von Migräne, Brustspannen oder geschwollenen Beinen.
2. Die prämenstruell psychischen Belastungen äußern sich vor allem in Stimmungsschwankungen und schlechter Laune.
3. Innerhalb der menstrualen Beschwerden stehen die "richtigen" Regelschmerzen an der Spitze, während starke Blutungen und unregelmäßiger Zyklus nicht so häufig auftreten.
Unter den Frauenleiden nehmen die prämenstrualen Beschwerden den größeren Teil ein und zwar eher physisch als psychisch. Insgesamt leiden 50 Prozent der Frauen darunter. Über menstruale Beschwerden klagt etwa ein Drittel der Frauen. 37 Prozent der Frauen berichten sogar über zwei oder mehr Leiden.
Betrachtet man die Beschwerden innerhalb der einzelnen Altersklassen, so zeigt sich, daß Frauen unter 30 Jahre verhältnismäßig wenig an prämenstrualen Beschwerden leiden. Bei den ganz jungen Frauen zwischen 16 und 23 Jahren sind die menstrualen Begleiterscheinungen am größten. Diese lassen ab etwa 25 Jahren langsam nach. Ab zirka 30 Jahren treten starke prämenstruale Probleme auf. Diese lassen ab 40 etwas nach, allerdings tritt in den ersten 40er-Jahren noch einmal eine relativ starke menstruale Belastung auf, die dann aber ab 45 drastisch zurückgeht und schon den Wechsel andeutet. Die prämenstrualen Erscheinungen vor allem physischer Art bleiben bis 50 Jahre oder vermutlich sogar länger bestehen. 42% der Frauen mit Beschwerden sind zum Gynäkologen gegangen, 25% zum praktischen Arzt. Der Arztbesuch wird mit zunehmendem Alter häufiger und gipfelt bei den 40-44jährigen Frauen. Die meisten Frauen erhielten Schmerztabletten oder die "Pille". Rund 17% kurieren sich mit Hausmitteln. 19% unternehmen gar nichts gegen ihre Beschwerden.
Von Gestagenpräparaten berichten lediglich drei Prozent der leidenden Frauen. "Die Bedeutung der Gestagene ist der Bevölkerung und den Ärzten noch weitgehend unbekannt. Diese Situation ähnelt jener vor rund 10 Jahren rund um das Klimakterium, als die wechselbedingten hormonellen Themen noch kein Thema waren", erklärt Prof. Dr. Markus Metka, Abteilung für Endokrinologie und Sterilitätsbehandlung, Wechsel-Ambulanz, Univ.-Klinik für Frauenheilkunde, AKH Wien.
*Beschwerden nicht als Banalität abtun
Wie das Klimakterium früher so werden die menstruationsbedingten Frauenleiden heute noch immer als banale Beschwerden und nicht als Krankheit angesehen. "Allgemein wird angenommen, daß diese Beschwerden zum Frausein dazugehören", begründet der Gynäkologe. "Deshalb erzählen die Frauen auch selten von sich aus von ihren Problemen. Der Arzt muß sie dezidiert danach fragen." Ursache vieler Beschwerden rund um die Menstruation sind laut Metka Lutealphasenstörungen, die durch Gestagengaben häufig geheilt werden könnten. "Für etwa 20% der Frauen ist eine Gestagensubstitution empfehlenswert, und zwar als Therapie der ersten Wahl. Sie ist die bessere Alternative zum Einsatz von Migräne- und Schmerzmitteln gegen zyklusabhängige Beschwerden", so Metka.
Nebenwirkungen sind selten und vergleichsweise leicht. "Am ehesten sind paradoxe Wirkungen möglich, die sich durch eine Verstärkung der ursprünglichen Beschwerden äußern." Durch Gestagengaben lassen sich Hormonimbalancen kausal und langfristig positiv beeinflussen. Damit wird auch den Folgen immer wiederkehrender Gestagenstörungen, wie Myomen, Mastopathien, Zysten etc. zu einem beträchtlichen Maß vorgebeugt.
Metka: "Die Einnahme sollte drei bis vier Monate lang erfolgen. Dann sieht der Arzt, ob sich die Beschwerden einpendeln und kann die Medikation absetzen, länger oder langdauernd verordnen. Eine Besserung muß sich jedenfalls schon im ersten Monat zeigen."
MSW
ÄRZTE WOCHE
© medizin.at / ÄRZTEWOCHE