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Gegen große Leiden - große Mittel

24.10.1999

Gegen große Leiden - große Mittel. Fast 2 ½ Jahrtausende alt ist dieser Spruch des Hippokrates - nachzulesen in seiner Aphorismensammlung. Was wie eine Binsenweisheit scheint, ist eine ständige Mahnung des "Vaters der Medizin".

Als Hippokrates mit 20 Jahren aus Ägypten, wo er mehrere Jahre bei Priestern Medizin lernte, nach Kos zurückkehrte, verstand er es als therapeutische Aufforderung, um den Seuchen der Zeit entgegenzuwirken. So wird berichtet, daß er eine Blatternkrankheit, die Athen zu entvölkern drohte, mit drastischen Maßnahmen bekämpfte. Er ließ ein riesiges Flußtal schließen, das aus dem Norden kam, ordnete die Verbrennung der Toten an und verteilte seine aus Ägypten mitgebrachten Medikamente. Er war erfolgreich - die Stadt wurde gerettet.

Auch der Ausspruch "Vor allem nicht schaden" stammt von dem Griechen Hippokrates, obwohl er meist in seiner lateinischen Version den Studenten weitergegeben wird. Diese seine oberste Lehre war aber keineswegs eine Aufforderung zu medizinischem Nihilismus.

Er war im Gegensatz zu den ägyptischen Spezialisten der erste Generalist, er sah nur eine Natur und das Heil der Medizin im Zusammenwirken mit den anderen großen Wissenschaften der Antike: Philosophie, Astronomie, Mathematik. Er vereinte das Wissen seiner Zeit, und verordnete seinen Kranken die Ordnung ihres gesamten Lebens.

Er wußte, wie groß sich der Einfluß der Außenwelt als Faktor auf die Genesung seiner Kranken auswirkte. Aus diesem Grund nahm er auf die medizinischen Versorgungsstrukturen auf seiner Heimatinsel Kos wesentlichen Einfluß, bevor er auf jahrzehntelange Reisen ging, um seine Medizin in allen Ländern zu lehren. Nach der Legende ereilte ihn der Tod im 109. Lebensjahr in einem Pinienwald.

Wir haben für unsere Praxis 2000-Tip-Aktion Hippokrates ausgewählt, weil er als "Vater der Medizin",als erster Allgemeinmediziner und als Gesundheitspolitiker bis heute die wichtigste moralische Instanz für die Ärzte des westlichen Kulturkreises darstellt.

Er war ein Visionär seiner Zeit und fühlte sich als Arzt nicht nur für den einzelnen Patienten, sondern für die gesamte gesundheitliche Entwicklung der Bevölkerung verantwortlich. Niemand bremste sein Tun, außer vielleicht ein eifersüchtiger einflußreicher Priester aus dem Tempel des Äskulap, in dem auch Hippokrates vor seiner Entscheidung, primär Arzt zu sein, als Priester diente.

Wo stehen heute die Jünger des Hippokrates in der Struktur unseres Gesundheitswesens? Wie weit kann sich ein Arzt, einzeln oder organisiert in Kammer, Verband etc. überhaupt noch als Mittelpunkt oder auch nur als wichtiger Faktor für die gesundheitliche Entwicklung seiner Patienten, geschweige denn des gesamten Systems, sehen? Werden die Entwicklungen im Neuen Jahrtausend die Stellung des Arztes in der Praxis eher stärken oder schwächen? Ist unser derzeitiges in mehr als hundert Jahren gewachsenes Sozialversicherungssystem flexibel genug, um auf die Forderungen der Zukunft zu antworten?

Blickt man über die Grenzen in die Schweiz, nach Deutschland, die Niederlande, Großbritannien oder gar die USA sieht man die unterschiedlichsten Organisationsformen (NHS, managed care, Netzwerke etc.), um die effektivste und sparsamste Versorgung zu finden - aber welches wird wirklich das System der Zukunft?

Erkennbar ist in allen Ländern die Stärkung der Stellung des niedergelassenen Arztes, gleichgültig ob er als gatekeeper, Torwächter, Filter, Schlüsselstelle u.a. bezeichnet wird.

Das intramurale System ist überall zu teuer geworden und wurde daher in manchen Ländern drastisch reduziert. So gibt es z.B. in Großbritannien nur halb so viele Krankenhausbetten pro tausend Einwohner wie in Österreich. Es kann daher auch bei uns mittelfristig keine andere Konsequenz geben als endlich umzusetzen, was schon endlos diskutiert wurde, den wesentlich kostengünstigeren niedergelassenen Arzt zu stärken. Das bringt für den Arzt in der Praxis zusätzlich Arbeit, die entlohnt werden und Verantwortung, die wahrgenommen werden muß. Die Praxis 2000 wird daher besser organisiert sein müssen. Das betrifft das Praxisteam, die Fortbildung, die Arzt/Patientenbeziehung, die Außenbeziehungen zu Kammern, Kassen, Kliniken, Kollegen u.a.m.

Wer könnte besser als Sie beurteilen, wohin die Reise gehen soll, was notwendig ist, um auch im nächsten Jahrtausend, oder zumindest im nächsten Jahrhundert, oder vielleicht nur im nächsten Jahrzehnt eine sinnvolle Praxis zu sichern, zum Wohle Ihrer Patienten und ohne burnout. Bitte, machen Sie mit!

Ihr Tip ist gefragt: aerzte@aerztewoche .at

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