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Von Schuppenkrause und Mehlmund

07.10.1999

Bei Säuglingen auftretende dermatologische Erkrankungen sind häufig besonders schwer in den Griff zu bekommen. Den aktuellen Stand der Medizin faßte Prim. Doz. Dr. Walter Stögmann, Preyersches Kinderspital, Wien, am 7. Österreichischen Hausärztekongreß Ende Mai 1998 zusammen.

Zu den Gendermatosen, die sich schon beim Neugeborenen manifestieren, zählt etwa die angeborene Ichthyose (Kollodiumbaby) oder die hereditäre Epidermiolyse. Sie treten selten auf, eine wirksame Behandlung ist derzeit noch nicht möglich. "Es bleibt nur die Hoffnung auf eine genetische Therapie für in etwa fünf bis zehn Jahren geborene Kinder", erklärte Stögmann.

Hämangiome treten bei 3 Prozent aller Säuglinge auf, häufiger bei Mädchen als bei Buben. Es handelt sich dabei um die häufigsten gutartigen Tumore. Ihre Proliferation beginnt in den ersten Lebensmonaten. Ohne Therapie erfolgt die Involution bei 30 Prozent der Kinder bis zum 3. Lebensjahr, bei 60 Prozent bis zum 4., bei 76 Prozent bis zum 7. und bei 90 Prozent bis zur Pubertät. Plane Hämangiome haben eine gute, nodöse eine eher schlechte Prognose bezüglich einer kosmetisch akzeptablen Spontanheilung. Seit es die neuen Therapiemöglichkeiten der Kryo- oder (Farb-)Laserbehandlung gibt, wird jedoch im Gesichts- und Anogenitalbereich immer sofort behandelt, d.h. in der 3. bis 4. Lebenswoche während der ersten Proliferationsphase. Bei anderen Lokalisationen wird meist abgewartet. Die Windeldermatitis (Dermatitis posterior) wird durch Candida-Infektionen hervorgerufen. Charakteristisch ist die intensiv scharlachrote Farbe mit Schuppenkrause und -manchmal -papulösen oder papulonodösen Granulomen. Die Infektion beginnt oft mit Soor im Mund ("Mehlmund"), die Keime geraten über den Darm in den Windelbereich.

Die Inzidenz der Neurodermitis ist wie bei allen Allergenkrankheiten steigend. In 90 Prozent der Fälle erfolgt die Manifestation im ersten Lebensjahr, während Asthma und Pollinose später auftreten. 80 Prozent dieser Kinder sind erblich mit atopischer Diathese belastet. Stögmann: "Die Befallenen sind auch im späteren Kindesalter und bei gerade nicht sichtbaren Manifestationen erkennbar: Die Hautfarbe ist bräunlich-gelb mit dunklen Augenringen, rarifizierten seitlichen Augenbrauen, trockenen Mund- und Nasenwinkeln. Sie wirken psychisch gestört, verzweifelt, sind oft selbst- und fremdaggressiv."

"Zu Behandlungsbeginn ist ein aufklärendes Gespräch mit den Eltern notwendig, damit Kind und Eltern mit der Krankheit leben können." Besonders wichtig ist laut Stögmann die Unterdrückung des Juckreizes durch topisch und systemisch verabreichte Antihistaminika. Alle mechanischen Irritationen sowie die Aufnahme pruritogener Nahrungsmittel (Kuhmilcheiweiß, Hühnerei, Fisch, Weizen etc.) müssen streng vermieden werden.

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