Ein Aufatmen geht durch die Lande, die Ferienzeit ist angebrochen. Wirklich entspannt dürften aber nur jene Eltern ihren verdienten Urlaub antreten, deren Sprößlinge das Schuljahr gut überstanden haben.
Zu bedauern sind jene, die aufgrund nicht genügender Leistungen gerade jetzt unter enormem psychischen Streß leiden. Deshalb wurden -wie jedes Jahr zu Schulschluß -wieder die Schulärzte auf den Plan gerufen, gemeinsam mit Schulpsychologen und Lehrern für Schadensbegrenzung zu sorgen. Jetzt, wo alles gelaufen ist.
Nicht nur im Fußball hofft Österreich auf Erfolg im letzten Moment. Eine Rechnung, die selten aufgeht -wenn das Glück uns hold ist. Auch manchen Bereichen unseres Gesundheitswesens fehlt ein fundiertes Konzept, z.B. der schulärztlichen Tätigkeit.
Im Schulalltag darf der Schularzt Turnbefreiungen ausstellen, Eltern einen Arztbesuch mit ihrem Kind nahelegen oder seine Zeit mit bürokratischem Kleinkram aufbrauchen. Eine eher unbefriedigende Tätigkeit, wie Schulärzte immer wieder beklagen. Doch es bewegt sich nichts in Richtung Aufwertung dieses unbestritten sinnvollen ärztlichen Tätigkeitsbereiches.
Kaum ein Schüler kennt seinen Schularzt beim Namen. Auch meine drei schulpflichtigen Kinder haben diesen Test nicht bestanden. Ihnen war lediglich ein Vortrag ihrer Schulärztin über "die gesunde Jause" in Erinnerung. Genauso unbekannte Wesen sind meist auch die Schulpsychologen. Eine denkbar ungünstige Voraussetzung für ihre verantwortungsvollen Aufgaben.
Wie also soll Krisenintervention unter diesen Voraussetzungen funktionieren? Entscheidend ist unter den gegebenen Voraussetzungen nach wie vor das Verhalten der Eltern. Wer seine Kinder wegen schlechter schulischer Leistungen oder eines schlechten Zeugnisses zu sehr unter Druck setzt, riskiert viel. Auch vernachlässigte Schüler mit Lernproblemen zählen zur gefährdeten Gruppe.
Bekanntlich fehlt heute vielen Kindern der Rückhalt des Elternhauses. Für diese Fälle könnten Vertrauenspersonen im schulischen Bereich als Fangnetz wirken -die Schulärzte gehören dazu, nur fehlt ihnen der nötige Freiraum. Das Läuten der Alarmglocken jedes Jahr vor Schulschluß zeugt hingegen nur von Halbherzigkeit in der Sorge um den Nachwuchs.
© medizin.at / ÄRZTEWOCHE