Weltweit sterben jährlich noch immer etwa 355.000 Menschen an den Folgen einer Pertussis-Infektion. Zwar konnten im Gefolge breit durchgeführter Impfaktivitäten Mortalität und Morbidität dieser Erkrankung deutlich reduziert werden, der Einsatz des bisher verfügbaren Ganzkeim-Impfstoffes war jedoch nicht selten mit erheblichen Komplikationen belastet.
*Bisher Probleme mit Fieber und Erbrechen
"Es war immer bekannt, daß die Pertussiskomponente für die häufigen Nebenwirkungen der DTP-Kombinationsimpfung verantwortlich ist", betonte Prof. Dr. Ingomar Mutz, Abt. für Kinder- und Jugendheilkunde, LKH Leoben. Im Rahmen einer Fortbildungsveranstaltung der Wiener Ärztekammer präsentierte er die Vorteile der seit Anfang 1996 in Österreich zugelassenen azellulären Pertussiskomponente. "Dieser Impfstoff, bei dem nur wenige immunogene Anteile des Bakteriums verwendet werden, konnte die Verträglichkeit der Impfung deutlich verbessern", so der Experte.
Neben Lokalreaktionen sind nach Impfung mit der bisher verwendeten Ganzkeimvakzine vor allem Erbrechen und Fieber bis hin zu Krämpfen aufgetreten.
Daß tatsächlich oder nur vermeintlich auf eine Vakzine zurückzuführende Komplikationen problematische gesundheitspolitische Konsequenzen nach sich ziehen können, zeige sich, so Mutz, am Beispiel Japans: "Im Jahr 1975 wurde die Pertussis-Impfung in Japan für einige Monate ausgesetzt, worauf es promt zum Ausbruch einer Epidemie dieser Erkrankung kam."
*Deutliche Erfolge durch Impfung
Die Folgen für die Betroffenen können durchaus schwerwiegend sein: Als Komplikationen drohen Mittelohrentzündung, Petechien und Hämorrhagien der Konjunktiven, Geschwüre am Zungenbändchen sowie Bronchopneumonien und Atelektasen. Durch Hypoxie und petechiale Blutungen kann es zudem zu Enzephalopathien kommen. "Vor allem Säuglinge sind von dem stark altersabhängigen Risiko zerebraler Komplikationen einer Pertussis-Infektion bedroht. Im Extremfall können Epilepsien und Entwicklungsschäden bzw. -verzögerungen auftreten, warnte Mutz vor mangelhaften präventiven Maßnahmen. Gerade in den Entwicklungsländern könne das häufige Erbrechen eine bestehende Unterernährung verstärken und so einen tödlichen Ausgang nehmen.
Der Erfolg einer konsequenten Durchimpfung zeigt sich anhand epidemiologischer Daten: So belief sich etwa in den USA die Zahl der Erkrankten im Jahr 1934 noch auf 260.000, nach Einführung der Pertussis-Impfung im Jahr 1945 sank diese Zahl kontinuierlich, um schließlich im Jahr 1976 auf ein Minimum von 1.000 Fällen zu sinken.
*Bessere Verträglichkeit bei gleicher Effizienz
Mit dem DTPa-Hib- Vierfachimpfstoff (Infanrix) steht nun ein Impfstoff zur Verfügung, der in seiner Immunogenität der bisher verwendeten Ganzkeimvakzine um nichts nachsteht, sich jedoch durch eine wesentlich bessere lokale und systemische Verträglichkeit auszeichnet. "Im Rahmen großer klinischer Studien traten Schmerzen an der Impfstelle mit dem Ganzkeimimpfstoff bei 19 Prozent, beim azellulären Impfstoff hingegen lediglich bei 2,5 Prozent der Patienten auf. Die Häufigkeit von Fieber über 38 Grad konnte von 42 Prozent auf weniger als 10 Prozent gesenkt werden", betonte Mutz.
Die Impfung bietet einen Schutz für maximal 12 Jahre. Erwachsene haben damit nur einen geringen Schutz und zeigen oft nur ein abortives Bild der Erkrankung nach Infektion, sodaß eine korrekte Diagnose oft verfehlt wird und die Erkrankung verbreitet wird. "Die Verwendung eines Impfstoffes mit verbesserter Verträglichkeit wäre also auch bei Erwachsenen durchaus sinnvoll", gab der Experte zu bedenken.
Der Vierfach-Impfstoff mit der azellulären Pertussiskomponente wurde mittlerweile vom Österreichischen Gesundheitsministerium für alle Gesundheitsämter und öffentliche Impfstellen geordert. Es wird betont, daß bei Kindern, die mit einem Kombinationsimpfstoff mit einer Ganzzellvakzine angeimpft wurden, durch die Umstellung auf die neuen Präparate keine Probleme entstehen.
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