"Obwohl es schon relativ lange Zeit die Möglichkeit der Inanspruchnahme von Leistungen wie Hauskrankenpflege und Heimhilfe gibt, wissen die potentiellen Zielgruppen darüber wenig Bescheid. Die Angebote werden entsprechend wenig angenommen", analysiert Dr. Christoph Dachs, Arzt für Allgemeinmedizin in Hallein (Salzburg). Auch bei Angehörigen, die "einen entscheidenden Anteil der Pflege- und Betreuungsarbeit leisten", gebe es Wissensmankos, wo sie Unterstützung und Beratung bekommen.
Lange Wartelisten
Diese Situation trägt dazu bei, daß viele Patienten, die rein pflegebedürftig sind, in Krankenhäusern stationär behandelt werden. "Dadurch werden Spitalsbetten unnötig blockiert und zusätzlich enorme Kosten verursacht", erklärt Dachs. Die Wartelisten für Pflegeheimplätze werden immer länger, obwohl viele Menschen lieber in den eigenen vier Wänden bleiben würden.
Dazu kommt, daß der Anteil der über 60jährigen in der Bevölkerung stetig im Steigen begriffen ist. Im Bereich Salzburg-Umgebung stieg die Zahl der zu betreuenden pflegebedürftigen Personen allein von 1997 auf 1998 um 17,3 Prozent. Anlaß genug, um im Tennengau die "Arge Netzwerk Patientenbetreuung" zu gründen. Träger sind die niedergelassenen Ärzte, die Krankenhäuser in Hallein und Abtenau, die Träger der Hauskrankenpflege und Heimhilfe, Alters- und Pflegeheime der Region sowie das Sozialamt Hallein.
Effiziente Koordination
Diese Institutionen arbeiten in der Region schon seit etwa vier Jahren intensiv zusammen. Anders als bei den sozialmedizinischen Betreuungsringen in Oberösterreich (ÄRZTE WOCHE vom 29. September) sind die Patienten keine Mitglieder der Arge. Die Ziele des Netzwerks beschreibt ihr Vorsitzender Dachs:
- Effizientere Koordinierung der Pflege von Patienten im häuslichen Bereich zwischen allen Beteiligten;
- Betreuung, Entlastung in Schulung von pflegenden Angehörigen;
- Öffentlichkeitsarbeit zur Pflege Zuhause und Angeboten von Hilfsdiensten und Heimen;
- EDV-Vernetzung, Gedankenaustausch und gemeinsame Fortbildung für alle teilnehmenden Institutionen der Arge;
- Vernetzung mit ähnlichen Initiativen in Österreich.
Dachs koordiniert ehrenamtlich die Arbeit der Arge, vor allem auch Ädie Ävon Äniedergelassenen Ärzten der Region mit den Spitalsärzten, Pflegepersonal und Mitarbeitern der Hauskrankenpflege durchgeführten Übergangsvisiten. Im Krankenhaus Hallein gibt es wöchentlich eine kostenlose Beratung zu allen Fragen der Betreuung pflegebedürftiger Menschen. Erstellt wurden auch Informationsmaterialien zu diesem Themenbereich. Für die Mitarbeiter der Träger der Arge oder auch betreuende Angehörige besteht zudem ein breit gefächertes Fortbildungsprogramm. "Unser heuriges Budget beträgt etwa 100.000 Schilling (ca. 7.267 Euro). Finanziert wird die Arbeit der Arge aus Mitteln des Salzburger Krankenanstaltenfinanzierungsfonds und privaten Sponsoren", berichtet Dachs.
Ausbau der Kurzzeitpflege
Er rechnet damit, "daß sich ähnliche Strukturen im ganzen Salzburger Land bilden werden. Unser Projekt hat sicher Modellcharakter". Die Landesregierung würde die Aktivitäten der Arge auf ihre Umsetzbarkeit in anderen Regionen prüfen. Geplant ist, die Beratungs- und Bildungsangebote der Arge vor allem auch für Patienten - etwa im Bereich der Gesundheitsbildung - und Angehörige auszuweiten. Außerdem sollen ambulante Physio- und Ergotherapie sowie psychologische Betreuung angeboten werden. Auch an den Ausbau des Angebots im Bereich der Kurzzeitpflege sowie von Tagesheimstätten ist gedacht.
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