Ständiger Krach ist für den gesamten Körper ein Streßfaktor, der wie ein Trommelfeuer die Nerven peinigt. Wenn auch Arzthelferinnen den Energiekick durch laute Musik ab und zu in der Disco oder auf der Techno-Party genießen, so wird die kontinuierliche Lärmbelastung in den Praxisräumen doch eher als belastend empfunden.
Die nervende Klangkulisse im Anmeldebereich gestaltet sich aus der Resonanz der Büromaschinen, dem Klingeln des Telefons und dem Stimmengewirr aus dem Wartezimmer. Das Gebläse eines PC ist neben dem lärmenden Drucker eine besondere Qual für die Ohren. Bei insgesamt wenig Hintergrundgeräuschen verursachen plötzliche Einzelgeräusche besonders starken Streß. Piepsende Handys und Laptops, die von arbeitswütigen Patienten sogar in Praxisräumen benutzt werden, sind ein Beispiel dafür.
*Striktes Handyverbot in der Arztpraxis
Sicher, wir leben in einer Zeit der grenzenlosen Kommunikatikon. Wer etwas auf sich hält, ist erreichbar. Deshalb muß aber lange noch nicht das Wartezimmer in der Arztpraxis in Zukunft zum "Patienten-Office" umgerüstet werden. Zwar wird der Handybesitzer von anderen Patienten zunächst neugierig belauscht. Spätestens nach zehn Minuten allgemeiner Plauderei nerven die Belanglosigkeiten, die lautstark ausgetauscht werden. Sie verärgern Praxisbesucher und Arzthelferinnen gleichermaßen.
Daher sollte das Praxisteam, wenn nötig, auch vor einem deutlichen Handyverbot nicht zurück- schrecken. Schließlich traut sich die Schweizer Bahn, ab dem kommenden Herbst einen telefonfreien "Ruhewagen" in Intercitys einzuführen. Gerade kranke Menschen in einer Arztpraxis haben einen Anspruch auf angenehme Stille und eine ruhige Atmosphäre während der Warte- und Behandlungszeit.
Lärm belästigt, ärgert und kann die Gesundheit schädigen - bei den Patienten und dem Praxisteam leichermaßen. Nicht nur die Ohren leiden unter Lärm. Die akustische Dauerbelastung, der viele von uns tagtäglich ausgesetzt sind, versetzt den gesamten Organismus in eine Art Dauerstreß. Mit weitreichenden Folgen: Bluthochdruck, Konzentrationsstörungen, psychische Labilität bis zu Ohrgeräuschen (Tinnitus), die von Sausen über Rauschen, Klingeln oder Klopfen variieren können.
In der Arztpraxis muß es das akustische Ziel sein, eine wohltuende Atmosphäre der Ruhe zu schaffen. Hier die richtige Mischung zu finden zwischen peinlicher Totenstille und störendem Lärm ist nicht immer einfach. Schon bei der Frage des Einsatzes und der Auswahl von dezenter Hintergrundmusik scheiden sich die Geister.
*Naturgeräusche als großes Plus
Musik kann immerhin ab- oder leiser gedreht werden. Dagegen können Sie Patienten, die sich lautstark im Flur oder Wartezimmer unterhalten, nicht einfach den Mund verbieten.
Die Belastung durch Lärm am Arbeitsplatz läßt sich durch schallabsorbierende Maßnahmen reduzieren. Abdichten der Türen, Lärmschutztapeten, Lamellenstores oder Gardinen, mobile Stellwände, Pflanzentröge, Teppiche (falls aus hygienischer Sicht vertretbar) - alle diese Maßnahmen können in ihrer Summe einen guten Teil der Geräusche schlucken.
Weil Schalldämpfung möglichst dicht an der Lärmquelle am effektivsten ist, sollten Drucker oder Kopiergeräte am besten hinter Stellwänden oder Schränken aufgestellt werden.
Doch es muß nicht gleich absolute Ruhe sein; Naturgeräusche wie Wind- oder Wasserrauschen sind reiner Balsam für den Organismus und besonders die Ohren. Erklären Sie die Praxis zur störungsfreien Zone und erklären Sie den Handybesitzern unter Ihren Patienten energisch: "Hier herrscht Ruhe." Ihr Nervenkostüm und die übrigen Patienten werden es Ihnen danken.
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