Neue Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung könnten in Zukunft möglicherweise zu einer gezielteren Therapie von Bluthochdruck und Diabetes bei stark übergewichtigen (adipösen) Patienten führen. Übergewicht und Adipositas sind Hauptrisikofaktoren für Bluthochdruck, Herzerkrankungen sowie Diabetes Typ 2.
Einheitliche Empfehlungen zur Therapie des
Bluthochdrucks bei Adipösen liegen derzeit nicht vor, da sich bisher große
klinische Studien mit dieser Fragestellung nicht beschäftigten. Die
blutdrucksenkende Therapie bei diesen Patienten wird daher sehr stark von
bestehenden Begleiterkrankungen beeinflusst. Sehr häufig werden so genannte
Angiotensin-Converting-Enzym-Inhibitoren (ACE-Hemmer), Diuretika und
Kalziumkanalblocker als Initialtherapie angewendet.
Neuere Studien haben gezeigt, dass eine andere Gruppe von Medikamenten, die ebenfalls Angiotensin blockieren und zur Behandlung von
Herzgefäßerkrankungen eingesetzt werden, bei Hochrisikopatienten die Gefahr,
an Diabetes zu erkranken, um rund 25 Prozent senken können. Diese Präparate
werden als AT1R-Blocker (AngiotensinTyp 1 Rezeptor Antagonisten) oder ARBs
(Angiotensin Rezeptor Blocker) bezeichnet.
Darauf haben Prof. Theodore W.
Kurtz von der Universität von Kalifornien, San Francisco/USA und Dr. Ulrich
Kintscher vom neu gegründeten Zentrum für Kardiovaskuläre Forschung der
Charité, Universitätsmedizin Berlin, Campus Mitte, unter der Leitung von
Prof. Thomas Unger auf dem 3. Internationalen Symposium über Adipositas und
Bluthochdruck im Kommunikationszentrum des Max-Delbrück-Centrums für
Molekulare Medizin (MDC) hingewiesen. Die Mechanismen für diese
Stoffwechselbeeinflussung sind nach ihren Aussagen noch unklar.
Unabhängig voneinander konnten die beiden Forschergruppen aus San Francisco
und Berlin im Labor zeigen, dass eine Untergruppe dieser AT1R-Antagonisten
in Fettzellen einen bestimmten Transkriptionsfaktor aktivieren, kurz
PPAR-Gamma genannt. (peroxisome proliferator-activated receptor gamma).
PPAR-Gamma schaltet in den Zellkernen Gene an, die in den Insulin- und
Glukosestoffwechsel eingreifen und den Blutzucker senken.
"Darüber hinaus konnte im Tierversuch ganz eindeutig gezeigt werden, dass
PPAR-gamma entzündungshemmende Wirkung hat und die Arterioskleroseentstehung
hemmt", sagte Dr. Kintscher. Damit zeichnet sich nach seiner Auffassung für
die Zukunft ein neues Therapiekonzept ab: zum einen die Eindämmumg
entzündlicher und arteriosklerostischer Prozesse und die Blutdrucksenkung
durch die Blockade von Zelloberflächenrezeptoren für Angiotensin.
Zum
anderen, das Anschalten eines Genregulatormoleküls mit nachfolgender
Beieinflussung des Stoffwechsels. Diese Ergebnisse aus dem Labor können als
Grundlage für die Entwicklung neuer Substanzen dienen, welche durch einen
dualen Wirkmechanismus in naher Zukunft eine gezieltere Therapie
ermöglichen".
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