Die Charité - Universitätsmedizin Berlin, hat beschlossen, das erste Zentrum für Geschlechterforschung in der Medizin (GiM) in Deutschland zu gründen. Auf einem Initiativworkshop im Juli dieses Jahres hatten mehr als 40 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den
unterschiedlichsten medizinischen Fachrichtungen der Charité Interesse an der Mitarbeit in einem solchen Zentrum bekundet.
Die Geschlechterforschung in der Medizin ist ein neuer, innovativer
Themenbereich, in dem biologische Grundlagen von Gesundheit und Krankheit,
die Auswirkung von Geschlechterunterschieden auf Krankheitsentstehung und
Verlauf und ihre Rolle in der Krankenversorgung untersucht werden.
Daneben
sind medizin-soziologische Aspekte wie unterschiedliche Wahrnehmung von
Gesundheit und Krankheit von und bei Frauen und Männern, unterschiedliche
Bedeutung präventiver und kurativer Ansätze bei Frauen und Männern und
geschlechtsspezifische Aspekte in neuen medizinischen Themengebieten wie
Reproduktionsmedizin und regenerativer Medizin (Organersatz) wichtige Themen
der Geschlechterforschung.
Das künftige Zentrum bündelt vorhandene Ansätze an den beiden ehemaligen
Fakultäten von FU und HU, der Charité und des Universitätsklinikums Benjamin
Franklin, und führt sie in einem gemeinsamen Zentrum zusammen. Zu den
vorbestehenden Aktivitäten gehören insbesondere die Professur für
Frauenspezifische Gesundheitsforschung mit Schwerpunkt
Herz-Kreislauferkrankungen, die aus Mitteln des Berliner Programms zur
Förderung der Chancengleichheit von Frauen eingerichtet und von der Charité
in Kooperation mit dem DHZB fortgeführt wird.
Diese Professur wird mit Frau Prof. Dr. Vera Regitz-Zagrosek besetzt, die an der Freien Universität eingerichtete Stiftungsprofessur für Frauenforschung und Osteologie im Rahmen des Klinischen Forschungszentrums Frauengesundheit von Frau Prof. Dr. M. Dören. Dazu kommen weitere Forschungsgruppen in verschiedenen medizinischen Teildisziplinen an allen Campi der neuen Charité, die durch dieses Zentrum verstärkt vernetzt werden können.
Bereits im Vorfeld der Gründung wurden von den Zentrumsgründern
Drittmittelinitiativen bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft initiiert:
Ein Graduiertenkolleg mit Ausrichtung auf Geschlechterforschung in der
Kardiologie ist beantragt, ein Graduiertenkolleg zur Altersforschung wird um
diese Forschungsrichtung erweitert.
Das Zentrum wird auch mit dem
interdisziplinären Magisterstudiengang Gender Studies an der HU und dem
Aufbaustudiengang Genderkompetenz an der FU zusammenarbeiten, und es wird
sich an dem geplanten einjährigen Masterprogramm "Health and Society.
International Gender Studies" beteiligen.
Die Initiatorinnen, Frau Prof. Dr. Vera Regitz-Zagrosek und Frau Prof. Dr.
Martina Dören, die Frauenbeauftragten der FU und HU, Frau Mechthild Koreuber
und Frau Dr. Marianne Kriszio, die diese Initiative im Zuge der Bildung der
gemeinsamen Fakultät beider Universitäten aktiv mit unterstützt haben sowie
die Dekane der neuen Charité, Prof. Dr. Martin Paul und Prof. Dr. Joachim
Dudenhausen, gehen davon aus, dass dieses Zentrum zu einer Initialzündung
auf dem Bereich der Geschlechterforschung in der Humanmedizin führen wird
und deutschland- und europaweite Ausstrahlung erlangt.
Die offizielle Gründungsversammlung der künftigen Mitglieder des Zentrums
soll im nächsten Monat erfolgen. Erst danach kann dann auch der Zentrumsrat
und die künftige Sprecherin gewählt werden. Die Arbeit des Zentrums soll
durch eine Geschäftsführerin bzw. Wissenschaftsadministratorin unterstützt
werden, die aus dem vorhandenen Personal der Charité gewonnen werden soll.
Über die räumliche Unterbringung des Zentrums auf dem Campus der Charité ist
noch nicht abschließend entschieden.
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