Vorhofflimmern, das mit einem hohen Schlaganfall-Risiko sowie einer Einschränkung von körperlicher Leistungsfähigkeit und Lebensqualität einhergeht, ist eine häufige und klinisch wichtige Herzrhythmusstörung. In höherem Lebensalter ist statistisch jeder Vierte betroffen.
Eine nachhaltige
Verbesserung der Forschung und der Patientenversorgung in Klinik und Praxis
ist Ziel eines vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF) für die Dauer von zunächst drei Jahren mit einem Gesamtvolumen von
7,65 Millionen Euro geförderten bundesweiten Kompetenznetzes Vorhofflimmern,
das am 16. Oktober 2003 im Rahmen einer Festveranstaltung am
Universitätsklinikum Münster (UKM) offiziell eröffnet wurde.
Das Kompetenznetz Vorhofflimmern ist ein interdisziplinäres
Forschungsvorhaben unter Universitätskliniken, regionalen Krankenhäusern und
niedergelassenen Ärzten. Erstmalig steht damit ein bundesweites Forum für
die häufigste Rhythmusstörung zur Verfügung. Sprecher des Kompetenznetzes
ist Prof. Dr. Günter Breithardt, Direktor der Medizinischen Klinik C des
UKM.
Drei der insgesamt 23 Teilprojekte widmen sich dem Aufbau einer
leistungsfähigen Wissenschaftsinfrastruktur: Der Aufbau der Netzwerkzentrale
in Münster dient der Koordination der Zusammenarbeit, der Sicherung der
Qualität, der Bearbeitung ethischer und juristischer Fragen, der
Organisation von Aus- und Weiterbildung sowie der Außendarstellung des
Netzes.
Dazu gehört auch der Aufbau eines Webportals, welches künftig als
Informations-, Kommunikations- und Arbeitsplattform Öffentlichkeit und
Mitgliedern zur Verfügung stehen soll. In Kooperation mit dem Institut für
kardiovaskuläre Forschung (IKKF) in München entsteht eine
Telematik-Plattform, über die Ärzte anonymisierte Daten ihrer Patienten mit
Vorhofflimmern, dessen Verbreitung, begleitende Erkrankungen, Diagnostik und
Therapie elektronisch erfassen.
Die Biometrische Beratung, ansässig an der
Universität Köln, dient dem Kompetenznetz zur Planung und Auswertung von
epidemiologischen, klinischen und experimentellen Studien.
Die 20 wissenschaftlichen Teilprojekte beschäftigen sich mit
epidemiologischen, klinischen und experimentellen Aspekten von
Vorhofflimmern. Die Projekte unterliegen einer internen und externen
Qualitätskontrolle und münden in leitlinienbasierte Therapieempfehlungen zur
besseren Versorgung von Patienten mit Vorhofflimmern. Das Vorhaben verteilt
sich auf die drei Schwerpunktthemen "Medizinische Versorgung und
Langzeitprognose", "Optimierte Diagnostik und Therapie" sowie
"Pathophysiologie".
Dabei geht es beispielsweise um Untersuchungen zur
Häufigkeit, Komplikationen und mögliche Risikofaktoren des Vorhofflimmerns.
In multizentrischen klinischen Studien werden neue Behandlungsformen und
neue diagnostische Verfahren der Bildgebung überprüft. Experimentelle
Untersuchungen basieren auf dem Aufbau einer dezentralen, vernetzten
Gewebebank und sollen unter anderem zum besseren Verständnis der
Krankheitsmechanismen sowie pharmakologischer und genetischer Einflüsse
beitragen.
http://www.kompetenznetz-vorhofflimmern.de/
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