In den vergangenen Jahren ist viel Energie auf die Aufklärung der Bevölkerung verwendet worden, um die Dringlichkeit der Krankenhauseinweisung bei Verdacht auf Schlaganfall, der immer ein Notfall ist, zu verdeutlichen. Seine Folgen können durch raschen Beginn therapeutischer Maßnahmen häufig
abgemildert werden.
(Studie der Charité)
Welche Art der Behandlung notwendig ist, hängt davon ab,
ob der Schlaganfall durch einen Gefäßverschluß oder durch eine Hirnblutung
verursacht worden ist. Diese Unterscheidung gelingt durch eine bildgebende
Untersuchung, entweder eine Computertomographie (CT) oder eine
Magnetresonanztomographie (MRT).
Alle Anstrengungen von den Patienten selbst, von einweisenden Ärzten oder
Angehörigen, den Betroffenen so früh wie möglich ins Krankenhaus zu bringen,
laufen jedoch ins Leere, wenn dort wertvolle Zeit verloren geht, bis die CT
oder MRT-Diagnostik durchgeführt wird und die Behandlung beginnen kann, für
die ein enges Zeitfenster von wenigen Stunden zur Verfügung steht.
Welche Verzögerungen tatsächlich auch an großen, gut ausgestatteten
Krankenhäusern eintreten können, macht eine Studie (Berlin Acute Stroke
Study,BASS) deutlich, die am "Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und
Gesundheitsökonomie" der Charité unter der Leitung des Institutsdirektors
Professor Dr. Stefan Willich zusammen mit Professor Dr. Arno Villringer von
der "Klinik für Neurologie" durchgeführt wurde.
Zwischen September 2000 und August 2001 konnten 558 Patienten, die mit
Syptomen eines akuten Schlaganfalls in vier große Berliner Krankenhäuser
eingeliefert wurden, in die Studie einbezogen werden. Gemessen wurde jeweils
die Zeitspanne, die zwischen dem Eintreffen der Patienten in der
Notfallambulanz und dem Beginn der CT-, bzw. der MRT-Untersuchung verging.
Alle vier Häuser hatten einen 24 Stunden-Service für CT Untersuchungen, zwei
zusätzlich einen 24 Stundendienst für MRT-Aufnahmen. Die Studie zeigte
eklatante Unterschiede in der Länge der Wartezeiten, wobei zwei
Krankenhäuser gut und zwei schlecht abschnitten.
Im Mittel warteten die Patienten 1 3/4 Stunden auf die entscheidende
Untersuchung (bei einer Schwankungsbreite zwischen Minuten und mehr als 10
Stunden). Die Ursachen langer Wartezeiten lagen einerseits im
Organisatorisch-Strukturellen, waren aber auf der anderen Seite auch durch
sozio-demographische Faktoren bestimmt. Im Einzelnen ließ sich feststellen,
daß ein Patient schneller in den Genuß der Untersuchung kam ,
- sofern er für den Arzt erkennbar schwerere Symptome des Schlaganfalls
aufwies,
- wenn er relativ bald (innerhalb von drei Stunden nach dem akuten
Ereignis) im Krankenhaus eintraf ,
·- sofern er am Wochenende eingeliefert wurde und
·- sofern er privat versichert war.
Umgekehrt dauerte die Wartezeit relativ lange,
·- wenn die Patienten ohne Begleitperson eingeliefert wurden,
·- oder das Pech hatten, in zwei der vier Krankenhäuser zu geraten, in denen
die Wartezeiten generell überhöht ausgedehnt waren.
Erstmals wurden diese Ergebnisse von Frau Dr. rer. nat. Karin Rossnagel vom
"Institut für Sozialmedizin , Epidemiologie und Gesundheitsökonomie" auf dem
Kongreß der "International Epidemiologic Association (IEA) vorgetragen, der
vom 1. - 4. Oktober in Toledo, Spanien, tagte.
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