Sich auf einem Photo zu erkennen - nichts leichter als das, möchte man meinen. Doch wie funktioniert, was die Wissenschaft als einen wichtigen Teil des menschlichen Bewußtseins definiert? Die rechte Hirnhälfte dürfte dabei jedenfalls eine Schlüsselrolle spielen...
Zwar gibt es noch eine Reihe anderer Aspekte, aber die Fähigkeit, "sein eigenes Gesicht zu erkennen, scheint hauptsächlich Sache der rechten Gehirnhälfte zu sein", faßt Studienautor Dr. Julian Keenan, Psychologe am Bostonder "Beth Israel Deaconess Medical Center", die Erkenntnisse der in der aktuellen Ausgabe von "Nature" veröffentlichten Arbeit zusammen.
Seine Studien an 5 Patienten, die vor ihrer neurochirurgischen Epilepsitherapie Tests zur Verfügung standen, zeigten, daß das Vermögen, sich selbst zu erkennen, "sprichwörtlich an- bzw. abgeschaltet werden kann", wie der Psychologieprofessor Dr. Gordon Gallup von der "State University of New York" kommentiert.
Dazu wurden die Gehirnhälften der Probanden jeweils für 3 Minuten anästhesiert, um ihren Einfluß klar definieren zu können. Währenddessen wurden Bilder gezeigt, die aus den ineinander übergehenden Gesichtern des jeweilgen Probanden und einer prominenten Person bestanden. War nun die rechte Gehirnhälfte "ausgeschaltet", wurde ausschließlich der Prominente erkannt, bei betäubter linker Gehirnhälfte hingegen erkennten die Probanden auf dem Bild nur sich selbst.
Ein zweiter Test an 10 gesunden Personen lieferte bestätigende Ergebnisse: Die dabei mittels transcranialer Magnetstimulation des Cortex an der Stirnseite der jeweiligen Gehirnhälfte gemessene Aktivität war an der rechten Gehirnhälfte bei Vorlage des eigenen Bildnisses signifikant stärker als bei Fremdbildern - an der linken Hemispähre hingegen lag keine vergleichbare Aktivität vor.
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