Patienten mit einer Fraktur kann in der Regel konservativ oder mit einer Osteosynthese effektiv geholfen werden. In der Regel, aber eben nicht immer. Eine mögliche Komplikation ist die Pseudarthrose, bei der die Therapie oft recht kompliziert ist. Eine neue Methode könnte dies ändern: Mit niedrig intensivem, gepulstem Ultraschall kann die Frakturheilung erheblich beschleunigt werden.
Erfahrungen mit dem Verfahren hat Dr. Edgar Mayr, Oberarzt an der Unfallchirurgischen Abteilung am Zentralklinikum in Augsburg, gesammelt. 120 Patienten - 88 mit Pseudarthrosen, 32 mit kompliziert heilenden Brüchen - wurden oder werden mit diesem Verfahren in Augsburg behandelt. Die Hälfte der Behandlungen sind bereits abgeschlossen. Bei 55 von 60 Patienten konnte die Fraktur geheilt werden; das sind über 90 Prozent. Bei mehr als 70 Prozent der 120 Patienten waren bereits primäre Osteosynthesen und bei fast einem Drittel Spongiosaplastiken gemacht worden.
Verwendet wird für die Behandlung niedrig gepulster Ultraschall mit einer Energie von 30 Milliwatt pro Quadratzentimeter Körperoberfläche. Über 16 bis 24 Wochen wird täglich eine 20minütige Ultraschallbehandlung gemacht, und zwar ambulant. Trägt der Patient einen Gips, wird in den Gips ein kleines Fenster geschnitten. Der Wirkmechanismus der Methode ist letztlich noch nicht geklärt. Aus Tierexperimenten sei bekannt, so Mayr, daß die Knochenheilung stimuliert werde, indem die endochondrale Ossifikation, also die Knochenheilung über knorpelige Vorstufen, beschleunigt werde.
Das Verfahren wurde in den USA in zwei randomisierten Studien bei Patienten mit frischen Frakturen überprüft. In der einen Studie wurden 67 Patienten mit Tibiafrakturen allein konservativ behandelt, 33 Patienten zusätzlich mit Ultraschall.
Das Ergebnis: Durch das neue Verfahren wurde die Knochenheilung deutlich beschleunigt, ein Resultat, das auch eine amerikanische Studie bei 61 Patienten mit distalen Radiusfrakturen bestätigt hat. Nach Angaben von Mayr liegen bereits weltweit klinische und experimentelle Erfahrungen zur Stimulation der Knochenbruchheilung mit Ultraschall vor.
Die Wirkung dieser Methode ist nachgewiesen, wie der Unfallchirurg erklärt hat. Für ihn ist es deshalb unverständlich, daß sich die Krankenkassen bislang weigern, die Ultraschall-Therapie zu bezahlen. Verlangt werde der Wirksamkeitsnachweis mit einer prospektiv randomisierten Studie im Vergleich zu einem chirurgischen Eingriff oder zu gar keiner Therapie. Dies ist nach Angaben von Mayr ethisch nicht vertretbar. Schließlich sei die Methode in mehreren anderen Ländern bereits anerkannt.
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