Flitzende Skater gehören seit Jahren zum Straßenbild der Großstädte. Ihr Hobby hat nun auch Akademiker ins Rollen gebracht: 200 Wissenschaftler sind vor kurzem zum ersten Skating-Kongreß nach Frankfurt am Main gekommen, den die Frankfurter Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, das Bildungswerk des Landessportbundes Hessen und die Sportjugend Hessen gemeinsam ausgerichtet haben. Auf dem Kongreß sind mehrere Studien dieser jungen, noch relativ unerforschten Sportart vorgestellt worden. Das Inline-Skating hat, befanden die Wissenschaftler, aus medizinischer Sicht viele positive Elemente: Skating schult sowohl die Bewegungskoordination als auch die Ausdauer. Darüber hinaus ist das Verletzungsrisiko im Vergleich zu anderen Sportarten gering.
*Inline-Skater ähnlich schnell wie Radfahrer
Skating ist vom extravaganten Hobby zum populären Sport geworden: Acht Millionen Deutsche sind mittlerweile auf, den Rollschuhen mit je vier Räden in einer Reihe den Inline-Skates, unterwegs, ermittelte die Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung. Der typische Skater ist der männliche Jugendliche - stilgerecht gekleidet in überlangem Hemd und mit Baseballkappe. Doch auch immer mehr Erwachsene steigen auf die schnellen Flitzer.
Von fast 1.700 Skatern, die ein Sportmagazin befragte, waren 65 Prozent unter 18 Jahre alt, aber immerhin 30 Prozent zwischen 18 und 34 und noch fünf Prozent über 34 Jahre alt. Mit 15 bis 20 Stundenkilometern erreicht ein Skater durchschnittlich eine ähnliche Geschwindigkeit wie ein Radfahrer. Wer einmal mit seinen Inline-Skates ins Rollen gekommen ist, ist so schnell nicht zu bremsen. Der Bremsweg mit den Rollschuhen ist länger als der eines Radfahrers. Vor allem Anfänger haben Schwierigkeiten mit der Bremstechnik. Sind die Bewegungsabläufe aber erst einmal einstudiert, ist der Modesport Skating relativ ungefährlich. Eine Studie von Sportmedizinern der Universität Bochum ergab: Von 99 befragten Skatern waren innerhalb eines halben Jahres nur vier Prozent verunglückt. Verletzt wurde dabei vor allem, wer auf Helm, Knie- und Ellenbogenschützer verzichtet hatte.
Winfried Banzer, Sportmediziner an der Frankfurter Universität, hat bei dem Kongreß darauf hingewiesen, daß sich Skater vor allem Hände und Unterarme verletzen. Die Statistik der Unfallchirurgie an der Universität Hamburg-Eppendorf ergibt ein ähnliches Bild: Von 250 Inline-Skatern, die dort behandelt worden waren, hatten 49 Prozent Knochenbrüche, 27 Prozent Prellungen oder Schürfungen und 16 Prozent Kapsel-Band-Verletzungen. Bei Kindern traten Brüche mit einem Anteil von 62 Prozent häufiger auf. Der Sturz auf die ausgestreckten Arme war insgesamt die häufigste Verletzung.
Bei den gleitenden Bewegungen auf den Rollschuhen treten nur geringe Beschleunigungen auf, wie das Institut für Bewegungswissenschaften der Universität Münster in einer Testreihe herausgefunden hat. Die Gelenkbelastung ist insgesamt gering, am stärksten beansprucht werden die Kniegelenke. Typisch für das Skating ist der weit vorgebeugte Oberkörper. Diese Haltung hat zur Folge, daß beim Inline-Skating im Vergleich zum Laufen die Rückenmuskulatur weniger stark aktiviert wird. Sie wird aber bei jedem Gleitschritt länger als beim Laufen angespannt, wie Messungen Frankfurter Sportmediziner ergeben haben.
*Erhöhte Kraftausdauer
Koordination, Ausdauer und Gleichgewichtssinn werden durch den Trendsport geübt. Mediziner der Universität Frankfurt haben 109 Schulkinder untersucht, die mit Inline-Skating trainiert worden sind. Nach knapp zwei Monaten stellten die Forscher eine signifikante Zunahme der Kraftausdauer in der Rückenstreckmuskulatur fest. Auch die Koordination einzelner Bewegungsabläufe hatte sich eindeutig verbessert.
Die Deutsche Sporthochschule Köln nutzt die Vorteile des Inline-Skating und entwickelt jetzt ein Trainingsprojekt für Kinder und Jugendliche mit chronischen Atemwegsbeschwerden. Denn die bronchiale Symptomatik wird wie durch das Schwimmen auch durch das Inline-Skating positiv beeinflußt.
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