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Nobelpreis für Medizin an 3 Neurowissenschafter

11.10.2000

Neurowissenschaft ist das Arbeitsgebiet der diesjährigen Nobelpreisträger für Medizin: Drei Forscher wurden für jene bahnbrechende Entdeckungen geehrt, die sie auf dem Gebiet der Signalübertragung zwischen Nervenzellen gemacht hatten.

Das Gehirn des Menschen besteht aus hundert Milliarden Nervenzellen, die durch ein Netzwerk von Nervenfasern in Verbindung stehen. Die Übertragung von Signalen zwischen Nervenzellen erfolgt über biochemische Botenstoffe, sogenannte Transmitter. Diese Signalübertragung erfolgt in den Synapsen, wobei eine einzelne Nervenzelle Tausende von Kontaktpunkten zu anderen Nervenzellen haben kann.

Die Entdeckungen der drei Preisträger auf dem Gebiet einer wichtigen Art der Signalübertragung - der sogenannten langsamen synaptischen Transmission - waren entscheidend für das Verständnis von Hirnfunktionen und darüber, wie Störungen der Signalübertragung neurologische und psychische Erkrankungen verursachen.

Geehrt wird Arvid Carlsson, Department of Pharmacology, University of Gothenburg, für die Entdeckung des Dopamins als neuronaler Transmitter und seine Erkenntnis, daß dieser Botenstoff eine große Rolle in der Kontrolle unserer Bewegungen spielt. Seine Forschungsergebnisse führten zu der Erkenntnis, daß die Parkinsonsche Erkrankung durch Dopaminmangel in bestimmten Teilen des Gehirns verursacht wird und ebnete den Weg zur Herstellung des effektiven Medikamentes (L-dopa). Carlsson hat eine Reihe von Folgeentdeckungen gemacht, die die Rolle des Dopamins im Hirn noch weiter charakterisiert. Er konnte unter anderem Wirkungsmechanismen für Arzneimittel nachweisen, die bei der Behandlung von Schizophrenie verwendet werden.

Paul Greengard, Laboratory of Molecular and Cellular Neuroscience, Rockefeller University, New York, wird für die Entdeckung der Einwirkungen von Dopamin und einer Reihe anderer Transmitter auf das Nervensystem geehrt. Die Transmitter beeinflussen zunächst einen Rezeptor an der Nervenoberfläche, dadurch wird eine Kaskade von Reaktionen ausgelöst, die gewisse „Schlüsselproteine" beeinflussen, die ihrerseits verschiedene Funktionen in der Zelle regulieren. Form und Funktion der Proteine verändern sich durch Hinzufügung oder Entfernung von Phosphatgruppen (Phosphorylierung und Dephosphorylierung). Durch diesen Mechanismus können die Signalsubstanzen ihre Botschaft zwischen den Nervenzellen übertragen.

Eric Kandel, Center for Neurobiology and Behavior, Columbia University, New York, erhielt den Nobelpreis für seine Entdeckung, wie die Effektivität der Synapsen verändert werden kann und über welche molekularen Mechanismen diese Veränderungen erfolgen. Anhand des Nervensystems einer Meeresschnecke konnte er zeigen, daß das Lern- und Erinnerungsvermögen über Veränderungen der Funktion der Synapsen funktioniert. Für die Entstehung des Kurzzeitgedächtnisses spielt die Phosphorylierung in der Synapse eine wichtige Rolle. für die Entstehung eines Langzeitgedächtnisses ist darüber hinaus die Neubildung von Proteinen erforderlich, die dazu führen, daß sich Form und Funktion der Synapse verändert.

© medizin.at

 

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