Er ist in aller Munde: Der aufgeklärte Patient, der bei Therapien gefragt werden und mitentscheiden möchte. Doch gibt es ihn tatsächlich? Ein britischer Forscher begab sich - bewaffnet mit Videofilmen - auf Spurensuche...
Dr. Brian McKinstry befragte 410 Patienten zu ihren Vorstellungen von medizinischer Beratung und Intervention, nachdem er ihnen Videos von 5 typischen Behandlungssituationen - vom verstauchten Fuß über blutende Wunden bis hin zu Depressionen - gezeigt hatte: Alle Probleme wurden mit 2 Szenarien gelöst: Unter Mitwirkung des Patienten oder als strikte Therapievorgabe. Wollten nun die Befragten in die ärtzliche Entscheidungsfindung miteinbezogen werden oder harrten sie der Antwort des Gottes in Weiß?
Die Antworten fielen differenziert aus: Während die Befragten bei Nichtraucherberatung und Depression durchwegs jene Szenarien auswählten, in denen der Patient bei der Therapieentscheidung mithilft, bevorzugten sie in allen anderen Situationen eine direkte Entscheidung durch den behandlenden Arzt.
Vor allem Menschen über 60 und mit schwächerem sozialen Background erwarteten eine dezidierte Behandlungszuweisung; Raucher, jüngere Menschen und jene mit höherem Sozialprestige bevorzugten Mitsprache und -entscheidung.
In erster Linie aber benötigen ärztliche Ratgeber Befähigung, genügend Zeit und vor allem Kenntnis ihrer Patienten, um einschätzen zu können, wieviel Mitspracherecht ihre Patienten beanspruchen, meint McKinstry.
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