Traumatische Kindheitserlebnisse verursachen "funktionelle Narben" im Gehirn: Diese und andere lernbedingte Veränderungen des Gehirns stehen im Mittelpunkt des X. Internationalen Neurobiologischen Symposiums, das derzeit in Magdeburg stattfindet.
250 Neurowissenschaftler aus der ganzen Weltin diskutieren die neuesten Forschungsergebnisse über lernbedingte Veränderungen des Gehirns, die das Verhalten prägen. Diese Veränderungen beginnen, neuesten Erkenntnissen zufolge, breits kurz nach der Geburt.
So etwa fand die von PD Dr. Anna Katharina Braun geleitete Projektgruppe "Frühkindliches Lernen" am Leibniz-Institut für Neurobiologie in Magdeburg, Hinweise darauf, daß Vernachlässigung oder traumatische Erlebnisse in der Kindheit vermutlich "funktionelle Narben" im Gehirn hinterlassen. Davon sind Regionen des präfrontalen Cortes betroffen, die Teil der "emotionalen Schaltkreise" des limbischen Systems sind. Das limbische System spielt sowohl bei der Steuerung von Gefühlsregungen und emotional gesteuerten Verhaltensweisen, als auch bei Lernprozessen eine wichtige Rolle.
"Ist die Mutter-Kind-Beziehung in den ersten Wochen und Monaten eines Neugeborenen gestört oder wird diese z.B. durch Verlust der Bezugsperson ganz unterbrochen, können für die Verhaltensentwicklung wichtige Strukturen nicht normal reifen", so Dr. Braun. Das könnte nicht nur die Gefühlswelt eines Individuums verändern, sondern auch dessen Lernkapazitäten negativ beeinflussen. Leider können die Fehlentwicklungen während der frühkindlichen Entwicklung bislang meist nicht oder nur sehr schwer in späteren Lebensjahren korrigiert werden.
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