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Kindesmißbrauch: Kritik an Studienqualität

07.09.2000

Weit verbreitet ist die Meinung, daß Personen, die in ihrer Kindheit körperlich mißbraucht wurden, überdurchschnittlich häufig ihre eigenen Kinder mißbrauchen. Ob dem tatsächlich so ist, untersuchten Studien, die die Generationsübertragung von Kindesmißbrauch zum Thema hatten. Ein Artikel in der aktuellen Ausgabe von "The Lancet" evaluiert die Ergebnisse.

Die Forscher prüften 10 Studien aus den Jahren 1965 bis 2000 unter bestimmten Qualitätsanforderungen. 4 Studien fanden eine signifikant erhöhte Wahrscheinlichkeit, daß Kinder von Eltern mißhandelt wurden, die selbst als Kinder Mißbrauchsopfer waren. 3 Studien bewerteten hingegen das Risiko als gering.

5 Studien veabsäumten, sicherzustellen, daß die einbezogenen Erinnerungen nicht beeinflußt wurden, 5 Studien stellten nicht sicher, daß Kontrollpersonen nicht selbst mißhandelt wurden, bei 8 Studien fehlte die Nachbeobachtung und 6 Studien gaben nicht an, ob das als Kind mißhandelte Elternteil für die Mißhandlung verantwortlich war. Die meisten Studien berücksichtigten keine soziodemographischen Einflüsse.

Nur eine Studie traf alle 8 Qualitätskriterien und fand, daß bei Müttern, die als Kind mißbraucht wurden, die Wahrscheinlichkeit, die eigenen Kinder zu mißbrauchen, um das 12,6fache erhöht war. Eine Studie, die immerhin 6 der 8 Kriterien erfüllte, fand die Generationen-Hypothese hingegen nicht zutreffend.

"Die Übertragung elterlichen Verhaltens, wie etwa physischer Kindesmißbrauch von einer Generation zur Folgenden ist ein komplizierter Prozeß und nur schwer in einer strikt wissenschaftlichen Weise zu studieren. Kliniker sollten die kontroversen Resultate der empirischen Studien und die methodologischen Beschränkungen der vorhergehenden Arbeiten berücksichtigen," meint John Leventhal, einer der Autoren, von der Universität Yale.

© medizin.at

 

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