Der von der Werbung versprochen gehaltvolle Rauchgenuss ist wörtlich zu nehmen: Im Zigarrren- und Zigarettenrauch enthalten sind über 4.000 Chemikalien, die nicht zur Gänze erforscht sind. Nikotin ist - eine neue Studie zeigt dies wiederum - ein Risikofaktor für Arteriosklerose, (Lungen)krebs und andere Erkrankungen
Daß Nikotin selbst zu den schädlichen Wirkungen des Rauchens beiträgt (abgesehen von der psychoaktiven und süchtigmachenden Wirkung) war bislang nicht bekannt. Nun ergeben sich für RaucherInnen ebenso wie für VerwenderInnen von Nikotinpflastern neue Gesichtspunkte:
Krebs benötigt für sein Wachstum Angiogenese (das Wachsen neuer Blutgefässe, die den Tumor versorgen). Endothelzellen vorhandener Gefäße
werden angeregt, sich zu vermehren und neue Gefäße zu bilden. In-vitro Studien haben nun gezeigt, daß Nikotin den endothelialen Metabolismus beeinflusst.
Die auf dem 22. Jahrestreffen der Europäischen Kardilogengesellschaft präsentierte Studie zeigt, daß Nikotin ein stark angiogenes Mittel ist. Dr. Heeschen von der Universität Stanford demonstriert sowohl bei in-vivo (Maus) als auch in-vitro Modellen die Fähigkeit des Nikotins, Angiogenese anzuregen.
Auch hat das Nikotin die Bildung artheriosklerotischer Plaques durch Vaskularisation angeregt.
"Diese Daten erlauben neue Einblicke in die Pathophysiologie der Tabak-assoziierten Krankheiten. Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe wie Benzpyren spielen eine große Rolle in der Tumorgenese, in Verbinung mit der angiogene Wirkung des Nikotins ergibt sich eine gefährliche Verknüpfung in der Onkogenese," erklärt Heeschen und fügt hinzu: "Diese Arbeit wirft auch Fragen über die Sicherheit von Nikotinersatztherapien zur Raucherentwöhnung auf."
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