Der Verdacht auf Funktionsstörungen der Geschlechtsorgane von Fischen und Alligatoren sowie die abnehmende Spermienzahlen bei Männern lastet auf Umweltchemikalien und deren hormonähnlichen Wirkungen auf Mensch und Tier. Doch auch Pflanzen produzieren hormonähnliche Stoffe: Was nun bewirken diese Phytohormone beim Menschen wirklich?
Vor allem Soja gehört zu besonders starken Phytohormonproduzenten - mit diesem wichtigen Nahrungsmittel gelangen damit größere Mengen der Pflanzenhormone - hier vor allem Genistein - in die Nahrungskette. Genistein ist ein auch in vielen anderen Nahrungspflanzen, etwa schwarzen Bohnen enthaltenes und bereits wohluntersuchtes Phytoöstrogen.
Das Beratergremium für Altstoffe (BUA) der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) untersuchte nun wichtige Phytohormone und deren Auswirkungen und legte unter dem Titel "Genistein" einen Evaluationsbericht vor.
Frühere Untersuchungen hatten die fruchtbarkeitsmindernde Wirkung dieses Phytoöstrogens an Vögeln und Schafen aufgezeigt, was die Vermutung einer "pflanzlichen Langzeitstrategie" gegen das Gefressenwerden nahelegt. Doch auch an Menschen zeigt das Naturhormon Wirkung: Ernährungsbedingt weisen AsiatInnen einen um bis zu 400fach höheren Genistein-Spiegel als EuropäerInnen auf.
Konsequenterweise zeigte sich, daß Japanerinnen signifikant verlängerten Periodenzyklus ebenso wie ein um 25 Prozent reduziertes Brustkrebsrisiko aufweisen, was mit dem Phytohormon assoziiert wird. Vermutete Effekte auf die Fruchtbarkeit männlicher Nachkommen von Asiatinnen mit traditioneller Ernährung ließen sich allerdings nicht nachweisen.
Insgesamt allerdings, so die Wissenschafter, scheinen nach dem derzeitigen Wissensstand gesundheitsfördernde Wirkungen wie etwa Krebsrisikominderung zu überwiegen. Dennoch wird wegen noch wenig erfoschter Nebenwirkungen vor der Einnahme stark phytohormonhaltiger Präventivpräparate gewarnt.
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