Wenn Fitness zum Fetisch wird: Die erste kontrollierte Studie über Muskel-Dysmorphie zeigt, daß die betroffenen Bodybuilder sich deutlich von normalen Bodybuildern unterschieden, was ihre Zufriedenheit mit ihrem Körper betrifft.
Essensgewohnheiten und Anabolikagebrauch sowie das lebenslange Vorhandensein von Stimmungs-, Angst- und Eßstörungen wurden ebenfalls als Parameter genommen. Die Studie wurde in der Augustausgabe des
"American Journal of Psychiatry" veröffentlicht.
Unter Muskel-Dysmorphie versteht man die krankhafte Vorstellung, nicht muskulös genug zu sein. Die Erkrankung machte auch unter dem Namen
"reverse anorexia nervosa" Schlagzeilen. Die Betroffenen entwickeln
ähnliche Züge wie Personen mit Eßstörungen. Die Jagd nach "Muskeln"
zeigt bemerkenswerte Partallelen zur Jagd nach dem "Schlanksein", sagt
die Studie.
Muskel-Dymorphie könne das soziale und berufliche Leben beeinträchtigen,
zu subjektivem Streß führen sowie chronischen Gebrauch von
leistungsteigernden Medikamenten zur Folge haben.
Die Frage, ob sie mehr als 3 Stunden täglich an ihre Muskeln dächten,
bejahten 50% der Gruppe mit Muskel-Dysmorphie. Der Frage, ob sie keine
oder nur wenig Kontrolle über ihr zwanghaftes Trainieren sowie ihr
Eßverhalten hätten, stimmten immerhin 54% zu. Die soziale Aktivität, die die
Betroffenen am häufigsten mieden, waren Treffen mit Freunden und Familie.
"Einer der Teilnehmer traute sich etwa nicht zu seinem High-School-Treffen, weil er Angst hatte, er würde seiner "Schmächtigkeit" wegen verspottet werden", erzählten die Autoren.
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