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Das Leiden nach Sexualdelikten

20.06.2000

Ärztliche posttraumatische Unterstützung für Opfer von Sexualdelikten soll die gesundheitlichen Langzeitfolgen eindämmen helfen. Doch wollen die Betroffen die Schrecken der Vergangenheit wirklich aufarbeiten? Eine Umfrage der Universität München ergibt: Ja.

Daß diese Unterstützung durch ihre Frauenärztin oder ihren Frauenarzt von vielen Opfern von Sexualdelikten gewünscht wird, bestätigt eine anonyme Umfrage bei mehr als 1000 Patientinnen an der I. Frauenklinik der Universität München. Die Umfrage startete im Sommer 1999 und wurde im April 2000 abgeschlossen und ausgewertet.

Auf die Frage: "Wurden Sie jemals zu sexuellen Aktivitäten gezwungen, die sie nicht durchführen wollten?" antworte jede 5. mit "ja". Wie bei der Untersuchung der Berliner Klinik kannten 70% der Opfer den Täter. Mehr als 1/3 der Betroffenen würden gerne mit ihrem Arzt darüber sprechen, 1/3 war sich nicht sicher. Doch von sich aus hatten nur 5% ihren Arzt angesprochen.

"Darum", so Dr. Katharina Jundt, "sollten Frauenärztinnen und Frauenärzte bei Verdachtsmomenten aktiv die Frau ansprechen, da offensichtlich Gesprächsbedarf besteht."

Ein Trauma mit gesundheitlichen Langzeitfolgen
Sexueller Missbrauch, Vergewaltigung oder langjährige sexuelle Gewalt in der Kindheit ist eine Traumatisierung mit gesundheitlichen Langzeitfolgen. "Die betroffenen Mädchen und Frauen empfinden nicht nur eine massive Bedrohung ihres Lebens, sondern möglich ist auch die Zerstörung ihrer physischen und psychischen Integrität" erklärt die Frauenärztin Kornelia Schönfeld, die zur Zeit in Zagreb arbeitet. Direkte Folge ist eine posttraumatische Belastunggstörung.

Auch der Körper reagiert mit gynäkologischen Erkrankungen und Störungen. "Darum", so Schönfeld, "sollte man sexuelle Gewalt bei gynäkologischen Störungen immer in Erwägung ziehen."

Schönfeld präsentierte Leitlinien für die Diagnostik, die Gynäkologinnen und Gynäkologen dabei helfen, den Opfern von Sexualdelikten besser zu helfen. "Ziel ist daß die Frauen Hilflosigkeit und Scham abbauen, Lebensqualität gewinnen und langfristig gesund werden", so Schönfeld.

© medizin.at

 

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