Die Gynäkologie ist wie keine andere medizinische Fachrichtung eingebunden in aktuelle gesellschaftliche Diskussionen um Ethik und Moral, Menschenbild und Machbarkeit. Darum lautet das zweite Motto der Tagung "Wissenschaft und Gewissen" und die Auftakt-Sitzung der Tagung ist dem Thema "Frauenheilkunde und Gewissen" gewidmet.
Fortpflanzungsmedizin, Schwangerschaftsverhütung, vorgeburtliche Diagnostik,
Schwangerschaftsabbruch, Forschung an und mit embryonalen Stammzellen -
dies sind nur einige Bereiche, in denen das ärztliche Gewissen der Frauenärzte besonders gefordert ist.
Denn immerhin, betont Kindermann, sind die Gynäkologen die einzigen
Ärzte, denen die Gesellschaft die Last des Tötens aufgebürdet hat. "Wir
tun dies", so Kindermann, Professor Günther Kindermann, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe "aus Verständnis und Hilfsbereitschaft den Frauen und Mädchen gegenüber. Doch wer mag schon vorherzusagen, ob wir nicht in einer ferneren Zeit nur als "willige Vollstrecker" eines von anmaßendem Individualismus geprägten Zeitgeistes betrachtet werden?"
Darum spielt die Diskussion über ethische Probleme bei schwierigen
Entscheidungen in den Kliniken sowie bei der Ausbildung der jungen
Ärztinnen und Ärzte eine große Rolle. Kindermann ist davon überzeugt,
dass nicht zuletzt der steigende Frauenanteil in seinem Fach dessen
Gesicht in der Zukunft verändern wird:
An den Kliniken arbeiten in der Gynäkologie inzwischen ebenso viele Frauen wie Männer und mehr als ein
Drittel der Praxen befinden sich in Frauenhand - mit steigender Tendenz.
Alleine diese Entwicklung dürfte dem Fach neuen Schub verleihen - im
Sinne einer ganzheitlichen Medizin für Frauen.
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