Frühe Diagnose ist möglich: Eine seit 1996 laufende Studie der Universität Göttingen konnte erstmals belegen, daß Multiple Sklerose (MS) bereits im Kindesalter beginnen kann, aber häufig unerkannt bleibt.
MS ist eine Entzündung im Gehirn, die schubweise zu Lähmungen führen
kann. Verlauf und Häufigkeit der MS bei Kindern im Alter von 3 - 16
Jahren wurden untersucht. "Die Studie bietet die einmalige Chance, jene
Faktoren in der Frühphase zu erkennen und zu analysieren, die für die
MS-Erkrankung verantwortlich sind", sagt Prof Hanefeld. Bislang nahm man
an, daß MS fast ausschließlich im Erwachsenenalter auftritt. Die
bisherigen Ergebnisse zeigen, daß schon bei sehr kleinen Kindern
Symptome der MS, wie Lähmungen und Sehstörungen, auftreten können.
Seit 97 werden alle MS-verdächtigen Erkrankungsfälle der Bundesrepublik
nach Göttingen gemeldet. Von den über 200 Fällen wurden bisher ca 160
analysiert. "Wir stellten bei 42 Kindern eine gesicherte MS fest, bei 80
Kindern besteht der Verdacht einer MS," sagt Prof Hanefeld. Aus den
Daten läßt sich schließen, daß in Deutschland pro Jahr mehr als 50 neue
Fälle von MS bei Kindern auftreten. Bei 5.000 Neuerkrankungen/Jahr
bedeutet dies, daß jeder 100ste Patient im Kindesalter erkrankt.
Vergleichbare Daten wurden bisher weltweit noch nicht erhoben.
Mittels MR-Spektroskopie konnten die Forscher nachweisen, daß nicht nur
die Markscheiden, sondern auch die Nervenfortsätze im Rahmen des
entzündlichen Entmarkungsprozesses beschädigt wurden - daraus ergaben
sich neue Behandlungsansätze.
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