Warum bleiben manche Alkoholiker phasenweise abstinent, stürzen sich dafür aber begierig auf Nudeln oder Süßigkeiten? Die komplizierte Wechselbeziehung zwischen Alkohol, Kohlehydrate und Serotonin ist Thema einer aktuellen Studie zu Rahmenbedingungen und Früherkennung von Alkoholismus.
Serotonin, ein Neurotransmitter, wird mit der Steuerung von Schlaf, Träumen, Verlangen - vor allem von Nahrung -, aber auch mentalen Störungen assoziiert. Alkohol, aber auch Kohlehydrate steigern den Serotoninspiegel und eine mittlerweise erwiesene Tatsache ist, daß Alkoholiker einen vergleichsweise (zu) niedrigen Serotoninspiegel aufweisen.
Wissenschafter der Medical University of South Carolina haben nun eine Untergruppe von Alkoholikern identifiziert, die ihren Serotoninspiegel während Alkoholpausen unbewußt mittels Lust an Kohlehydraten anhebt und sich damit gleichsam selbst "medikamentiert".
Alkoholiker mit diesem Verhalten wurden einer Versuchsreihe unterzogen: Eine Gruppe erhielt eine proteinreiche Diät, während eine zweite Gruppe zuckerlastig ernährt wurde. Die Proteingruppe zeigte eine als positiv erlebte Steigerung des Serotoninspiegels, während die Zuckergruppe Symptome von Depression bei gleichbleibend niedrigem Serotoninspiegel entwickelte.
Für die Wissenschafter um Dr. David J. Drobes, Assistenzprofessor für Psychologie an der Medical University of South Carolina, ist dies ein klassische "Henne-Ei"-Frage: "Sind Deregulationen des serotonischen Sytemes eine Folge des Alkoholmißbrauches oder besteht die Notwendigkeit, Alkohol (oder Kohlehydrate) zu sich zu nehmen, damit der Serotoninspiegel wieder auf Normalwerte gebracht werden kann?"
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