Zumindest stimmt es bei Affen: Die in früher Jugend starkem Stress ausgesetzt waren, griffen in späteren Jahren gerne zum Alkohol. Einen biologischen Marker für dieses Verhalten liefert das Stresshormon Cortisol. Neue Studien vermuten analoge Mechanismen auch beim Menschen.
Die in der jüngsten Ausgabe des Journals "Alcoholism: Clinical and Experimental Research" veröffentlichten Forschungsergebnisse des "National Institute on Alcohol Abuse and Alcoholism" und des "National Institute of Child Health and Human Development" beantworten die Frage, inwieweit Stress in der Kindheit künftigen Alkoholismus begünstigt:
40 von 97 Rhesusaffen wurden nach ihrer Geburt von ihrer Mutter getrennt und 1 Monat in einer Aufzuchtstation untergebracht. Danach wuchsen die Tiere mit 3 gleichaltrigen andern Rhesusaffen auf. Die anderen Tiere verblieben bei ihren Müttern. Nach 6 Monaten wurden alle Tiere separiert einem Stresstest unterzogen und ihr Cortisolspiegel im Plasma erfasst.
Dabei zeigte sich, daß Tiere, die in ihrer ersten Lebensphase hohe Cortisol-Werte aufwiesen, - einmal erwachsen - stärker dazu neigten, Alkohol zu schätzen als ihre Artgenossen. Auch ergaben frühere Studien, daß sich die Cortisol-Werte nach Trennungen verdoppeln bis verdreifachen.
"Das Stresshormon Cortisol ist ein verlässlicher biologischer Marker", erklärt Dr. Enoch Gordis, Direktor des NIAAA, "und die Ergebnisse, übertragen auf den Menschen, deuten ebenfalls auf eine Assoziation zwischen Kindheitsstress und Alkoholabhängigkeit in der Adoleszenz hin. Insoferne zeigt diese Studie erstmals, daß ein hoher Cortisol-Wert späteren starken Alkoholkonsum prognostizieren kann".
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