Notarztwägen sind bisher weltweit grundsätzlich nicht mit Geräten bestückt, die eine druckunterstützte Atemhilfe anbieten. Die aktuelle gerätetechnische Entwicklung hat aber die Möglichkeiten für die Maskenbeatmung mit Druckunter-stützung (pressure support) nicht nur sicher und zuverlässig, sondern auch kosteneffektiv und größenmäßig als Zusatzausrüstung vertretbar gemacht.
Der Intensivmediziner Dr. Werner Heindl, stationsführender Oberarzt der Intensivstation der 1. Internen Lungenabteilung am Pulmologischen Zentrum in Wien, tritt als ein weit über die Grenzen Österreichs bekannter und geschätzter Experte für Atemprobleme und Respiratortherapie vehement für die Aufrüstung der Notarztwägen - und auch von Spitalsabteilungen - mit nicht invasiven druckunterstützten Atemhilfen ein.
*Pressure Support kann Intubation ersetzen
Der Pressure Support ist eine geeignete Atemunterstützung für die zahlreichen wachen Patienten im respiratorischen Notfall, bei denen eine Sauerstoff-Insufflation alleine für eine adäquate Oxygenierung nicht ausreicht, aber noch keine harte Indikation für eine Intubation, wie Bewußtseinstrübung oder Aspirationsgefahr, besteht. In diese Gruppe von Notfallpatienten fallen oftmals langjährige COPD-Patienten, die aufgrund einer Exazerbation ihrer chronisch obstruktiven Bronchitis mit einem Kohlendioxid-Partialdruck von 100 bis 120 mmHg und einem pH von 6,9 bis 7,1 respiratorisch insuffizient werden, aber dabei ansprechbar sind. Wenn sich bei diesen Patienten unter Maskenbeatmung mit Pressure Support innerhalb von einer Stunde die respiratorischen Parameter verbessern, kann auf eine Intubation verzichtet werden.
*Geringe Mortalität bei invasiver Beatmung
Heindl: "Ein Drittel der obstruktiven Patienten mit COPD oder im Status asthmaticus mit respiratorischer Insuffizienz müßten nicht, wie bisher meist üblich, intubiert werden. Es genügt meist eine Maskenbeatmung mit Druckunterstützung. Prospektive Studien haben an vergleichbaren Patientenkollektiven gezeigt, daß die Mortalität bei nicht invasiver Maskenbeatmung 8 Prozent beträgt, hingegen bei invasiver Beatmung 40 Prozent."
Die invasive Beatmung wirft zusätzlich eine Vielzahl von Problemen auf, weil es zu hämodynamischen Komplikationen kommt, zu Weaning-Problemen und zu nosokomialen Infektionen. Pro Tag der Intubation steigt die Gefahr einer nosokomialen Infektion um ein Prozent.
Im Vergleich dazu ist die nicht invasive Maskenbeatmung nicht nur risikofreier sondern auch kosteneffektiver, vor allem wegen der kürzeren stationären Verweildauer. Heindl: "Obstruktive Patienten mit respiratorischer Insuffizienz benötigen Zuwendung, Beruhigung, eine parenterale antiobstruktive und antientzündliche Therapie und eine Atemunterstützung. Wenn die Sauerstoff-Insufflation dabei nicht ausreicht, dann hilft in vielen Fällen bei wachen und ansprechbaren Patienten eine druckun-terstützte Maskenbeatmung mit Sauerstoff-Insufflation. Wenn diese nicht invasive Atemhilfe zur Verfügung steht, dann gilt für den Notarztwagen wie auch für das stationäre Management: Jede Intubation, die nicht indiziert erfolgt, ist eine Niederlage!"
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