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Wie Phantomschmerzen entstehen

26.04.2000

Nach einer Amputation kommt es oft zu Phantomschmerzen, bei denen die Patienten über Empfindungen im amputierten Glied berichten.

Neurologen der Vanderbilt Universität, Nashville USA, haben nun den ersten Beweis gefunden, daß die Ursache des Problems ein signifikantes Wachstum und neue Verbindung von Neuronen im Gehirn der Betroffenen ist.

Es ist seit längerem bekannt, daß Phantomempfindungen und Phantomschmerzen durch eine Reorganisation der Körperfühlsphäre des Gehirns entstehen, die nach einer Amputation oder Schädigung des Rückenmarks beginnt.

In der Ausgabe vom 25. April der „Proceedings of the National Academy of Science“ berichtet Prof. Neeraj Jain, daß Neuronen in Gehirnen von erwachsenen Affen wachsen und neue Verbindungen in der Körperfühlsphäre ausbilden, wenn sie an einem massiven Mangel an sensorischen Empfindungen leiden. Dies lege nahe, daß die Reorganisation des Gehirns durch Neuronenwachstum ausgelöst, wird meinen die Autoren.

„Wir vermuten seit längerem, daß genau dies passiert - bis vor kurzem war die vorherrschende Meinung jedoch, daß diese Art der Regeneration in erwachsenen Gehirnen nicht stattfindet. Hoffentlich können wir mit unserer Arbeit dazu beitragen, daß Wege gefunden werden, Phantomempfindungen zu stoppen oder rückgängig zu machen, die im Laufe der Zeit immer intensiver werden“, erklärt Jain.

Die Forscher der Vanderbilt Universität arbeiteten mit Affen, denen aus theraputischen Gründen Gliedmaßen amputiert werden mußten oder die Rückenmarksverletzungen erlitten hatten. Den Tieren wurde eine radioaktiv markierte Sustanz ins Kinn injiziiert und die Gehirne danach histologisch untersucht. Die Forscher fanden die injiziierte Substanz nicht nur in den Regionen, die mit dem Kinn asoziiert waren, sondern auch in den Arm- und Beingefühl rezipierenden Gehirnregionen.

„Menschen, die einen Arm verloren haben, berichten oft, daß sie das Gefühl haben, das Signal käme von ihrem fehlenden Glied, wenn sie im Gesicht berührt werden“, erzählt Jain. Die Wissenschafter glauben, daß auch geringfüges neuronales Wachstum in diesen Gehirnregionen signifikante Konsequenzen habe.

Dabei handelt es sich um einen Prozeß, der sehr langsam vor sich geht und Monate oder Jahre dauert. Auch, müsse der sensorische Verlust massiv sein, um diese Veränderungen auszulösen, denn auf kleinere Beeinträchtigungen wie den Verlust eines Fingers reagiere das Gehirn anders, meint der Forscher.

© medizin.at

 

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