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Geriatrische Remobilisation im Pavillon Severin

07.10.1999

Erfolge durch modernes Pflege- und Organisationskonzept Die Pflegeabteilung am Pulmologischen Zentrum wurde im Jahr 1978 aus frei werdenden Pavillons der früheren Lungenheilstätte gegründet. Der erste ärztliche Leiter war Prim. Dr. Otto Hahn. Im Juli 1992 übernahm Prim. Dr. Helfried Feist die ärztliche Führung der Pflegeabteilung.

Konstruktive Teamgespräche "Im Jahr 1992 bestand die Pflegeabteilung aus einer Station für Männer und drei Stationen für Frauen, in welchen Basispflege für pflegebedürftige Menschen angeboten wurde", berichtete Feist. "Von Beginn an war unserem Team aus Pflegepersonal, Therapeuten und Ärzten klar, daß Umstrukturierungen an der Pflegeabteilung notwendig sein werden, um den Anforderungen einer modernen Pflege und Rehabilitation gerecht zu werden. In einer Reihe von konstruktiven Teamgesprächen entwickelten wir ein Konzept für geriatrische Remobilisation. Dabei erhielten wir auch tatkräftige Unterstützung von der Generaldirektion des Wiener Krankenanstaltenverbundes, vor allem von Frau Dr. Herbek und Herrn Langer."

Eine günstige Gelegenheit zur Verwirklichung der baulichen und organisatorischen Vorhaben ergab sich im Jahre 1995 durch den Heizungsneubau am Pavillon Severin. Die Räumlichkeiten, die durch die Verringerung der Patientenzahl von 38 auf 24 frei wurden, konnten für einen Turnsaal und einen Ergotherapieraum mit Übungsküche genützt werden. Außerdem konnte die Zimmergröße reduziert und drei Einbettzimmer geschaffen werden. Nach intensiver Vorbereitung konnte die geriatrische Remobilisation im Pavillon Severin schließlich am 18. März 1996 eröffnet werden. Am 28. Mai 1998 feierte das Team von Pavillon Severin in einem Festakt mit Dr. Sepp Rieder, Wiener Stadtrat für Gesundheit und Soziales, und vielen Freunden und Kollegen die zweijährige Erfolgsbilanz der Abteilung für geriatrische Remobilisation.

Feist: "Bei den Besprechungen und bei der Arbeit mit den Patienten herrscht ein eindrucksvoller Teamgeist zwischen Pflegepersonal, Therapeuten, Abteilungssekretärin und Ärzten. Wichtige Entscheidungen werden immer gemeinsam getroffen. So ist es uns allen gelungen, die starren Strukturen der passiven Pflege aufzubrechen und die aktivierende Pflege zu forcieren. Vom 18. März 1996 bis 18. März 1998 führten wir insgesamt 455 mobile Begutachtungen durch, wobei uns die Patienten meist vom Pulmologischen Zentrum, Kaiserin-Elisabeth-Spital, Hanusch-Krankenhaus und AKH angeboten werden. Nach einem geriatrischen Assessment mit medizinischer und pflegerischer Anamnese konnten wir 285 Patienten mit Aussicht auf einen Rehabilitationserfolg aufnehmen. Durch das rechtzeitige Ergreifen rehabilitativer Maßnahmen und die Organisation des sozialen Umfeldes konnten nach einer mittleren Verweildauer von 59 Tagen 79 Prozent der Patienten mit dem hohen Altersdurchschnitt von 79 Jahren nach Hause entlassen werden."

Voraussetzungen Welchen Patienten kommt diese Einrichtung zugute? -Vorwiegend älteren Patienten, die nach einem akuten Ereignis oder Unfall nicht mehr in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können. Diese Patienten sollen durch intensive rehabilitative Maßnahmen ihre Erkrankung kompensieren lernen, um wieder nach Hause zurückkehren zu können. Meist handelt es sich dabei um Patienten nach Insult, Herzinfarkt, Frakturen oder diversen Operationen. Ungünstige Voraussetzungen sind ausgeprägte Demenz, Endstadium einer internen Erkrankung, fehlendes soziales Umfeld und mangelnder Rehabilitationswille des Patienten.

Voraussetzung für die Aufnahme zur geriatrischen Rehabilitation ist die Stellung eines Prokurantrages für Langzeitpflege, der von der MA 47 genehmigt werden muß. Weiters muß eine Wohnung vorhanden sein. Nach der Aufnahme erfolgt eine medizinische Untersuchung sowie eine Erstellung des Pflege- und Behandlungsplanes gemeinsam mit dem Patienten und allen Berufsgruppen, die an der Betreuung des Patienten beteiligt sind. Die individuell sehr unterschiedlichen Rehabilitationsziele müssen vor Beginn der Remobilisation definiert werden. Regelmäßige Teambesprechungen überprüfen die vereinbarten Ziele und den Behandlungsfortschritt.

Die physiotherapeutischen Behandlungen umfassen Einzeltherapien nach Bobath, PNF, manuelle Therapie und Elektrotherapie. Die Schwerpunkte der ergotherapeutischen Betreuung liegen in Selbsthilfetraining, Haushaltstraining, Hilfsmittelversorgung und Erprobung, funktionellem Training der Feinmotorik, Beratung bezüglich behindertengerechter Wohnungsadaptierung sowie Wahrnehmungs- und Hirnleistungstraining.

Betreute Entlassung Wie werden die Patienten auf ihre Entlassung vorbereitet? -Die Patienten und ihre Angehörigen werden eingeschult: Pflege und der Umgang mit Hilfsmitteln werden erklärt, es gibt Ausgänge in die Wohnung zum Orientierungs- und Einkaufstraining. Mithilfe bei der Organisation diverser Hilfsdienste wie Heimhilfe, Mobile Krankenschwester, Essen auf Rädern, Wäschedienst und Notruftelefon wird angeboten.

Feist: "Mühe und Aufwand jedes Mitglieds unseres Betreuungsteams sind sehr groß. Es müssen alle kleinen und großen Schritte passen, um unter der aktiven Mitarbeit des Patienten gemeinsam das große Remobilisationsziel zu erreichen. Heißt dieses Ziel in der Akutmedizin Restitutio ad integrum, so lautet unser angestrebtes Ziel Restitutio ad optimum! Ich bin stolz auf die Arbeit meines Teams, und ich bin stolz auf die Leistung meiner Patienten."

© medizin.at / ÄRZTEWOCHE

 

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