Die Ergebnisse von Untersuchungen zur Analyse der Gehirnfunktionen von Golfkriegsveteranen, die an Schwindel leiden, ähneln denen der Opfer der U-Bahn Anschläge in Tokyo!
Dies ist das Ergebnis einer Studie, die im Journal "Otolaryngology-Head and Neck Surgery" veröffentlicht wurde. Die Forscher verwendeten spezielle Tests, um Augenbewegungen sowie Gehirn- und Mittelohrfunktionen zu messen. Es zeigte sich das Vorhandensein von Dysfunktionen in den Strukturen des Gehirns, in denen die Balance kontrolliert wird.
Giftgaseinsatz im Golfkrieg
Forscher des "University of Texas Southwestern Medical Center" fanden ähnliche Schäden am Hirnstamm der Golfkriegsveteranen, wie sie bei Opfern der AUM Sekte in Japan gefunden wurden. 1195 wurden bei Giftgasanschlägen auf die U-Bahn von Tokio durch das Nervengas "Sarin" etwa 6.000 Menschen verletzt.
Die Studie liefert damit weitere Anzeichen dafür, daß die Soldaten im Golfkrieg Chemikalien und Nervengiften ausgesetzt waren. "Unsere Untersuchung zeigten, daß der Schwindel nicht auf Streß oder Angststörungen zurückzuführen ist. Es gibt immer deutlichere Hinweise auf Gehirnschäden", meint Studienautor Dr. Peter Roland.
Schwindelanfälle und Erinnerungsprobleme
Eine Studie, die 1996 im „The New England Journal of Medicine“ veröfentlicht wurde hatte gezeigt, daß Golfkriegsveteranen ein um 50% erhöhtes Risiko hatten, an Verkehrsunfällen zu sterben, als militärisches Personal, das nicht am Golfkrieg teilgenommen hatte.
„Wenn 50.000 Veteranen unter diesen unberechenbaren Schwindelanfällen leiden, bei denen die Dinge sich plötzlich um sie zu drehen scheinen, ist es leicht vorstellbar, daß sich die vermehrten Verkehrsunfälle, daraus ergeben.“ sagt Dr. Robert Haley, Leiter der Epidemiologie an der Universität Texas.
Die Betroffenen schildern, daß die Schwindelanfälle plötzlich und in kurzen Attacken kommen. Viele erzählen, daß sie aufgrund dieser Anfälle das Gleichgewicht verloren und stürzten.
Haley untersucht Golfkriegsveteranen bereits seit 1994 und ist co-Autor der Studie. Er meint: "Das Golfkriegssyndrom setzt sich aus verschiedenen Symptomen zusammen. Es hat sich gezeigt, daß betroffene Golfkriegsveteranen ihre Schwindelanfälle weniger behindernd finden als Erschöpfung, Körperschmerzen und Erinnerungsprobleme. Nach intensiven Befragungen der Veteranen erkannten wir das Problem und wandten diese speziellen Tests an. Wir konnten damit tatsächlich die Ursache der Symptome lokalisieren".
3 verschiedene Syndrome identifiziert
In einem Artikel Anfang 1997 im „The Journal of the American Medical Association“ identifizierte Haley drei verschiedene Syndrome, jedes in zusammenhang mit unterschiedlicher Exposition an Chemikalien während des Golfkriges (Pestizide, Insektenschutzmittel, chemische Kampfstoffe, Parasympathikomimetika – zur Verhütung von Schäden durch Nervengas)
Im Juni 1999 publizierte Haley in „Toxicology and Applied Pharmacology“ eine Arbeit, die zeigte, daß genetisch bedingte, niedrige Spiegel an einem Enzym (Paraoxonase Typ Q) dafür verantwortlich sein könnten, daß manche der Soldaten bereits auf relativ geringe Mengen Nervengas empfindlicher reagierten.
Ende 1999 stellte Haley am Treffen der „Radiological Society of North America“ eine Arbeit vor, die bei Golfkriegsveteranen Gehirnschäden mittels MRI nachwies. (Mednet berichtete: http://www.medizin.at/news/pubartikel.asp?id=1196 )
In einem begleitenden Editorial lobt Dr. Richard Holt die Studienautoren dafür, eine Forschung auf derartig kontroversiellem Gebiet zu verfolgen.
Momentan arbeitet Haley an einer Studie über amyotrophische Lateralsklerose (ALS) bei Golfkriegsveteranen.
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