Es gibt sicher viele Bereiche, wo ein Selbstreinigungsmechanismus wuenschenswert waere. Ein Organ, das ueber einen solchen Mechanismus verfuegt, ist das Ohr. Dennoch und trotz jahrelanger Warnungen ist die Reinigung des Ohrs zum Beispiel mit Wattestaebchen immer noch weit verbreitet.
Oft werden anstelle der Wattestaebchen auch ”Instrumente”, wie Kugelschreiber, Bueroklammern oder Stricknadeln, verwendet. ”Die Reinigung des aeusseren Gehoergangs ist erstens ueberfluessig. weil dieser sich selbst reinigt, und zweitens gefaehrlich”, sagt Dr. Heinz Peter Slatin vom Oesterreichischen Roten Kreuz.
Die Haut am Gehoergang bildet auf ihrer Oberflaeche eine Hornschicht, die
regelmaessig abgestossen und erneuert wird. Diese abgestossenen
Hornschichten bilden gemeinsam mit Druesensekreten das sogenannte
Zerumen. ”Der aeussere Gehoergang ist mit diesem Zerumen filmartig
ueberzogen. Einerseits bietet dies Schutz vor Entzuendungen, andererseits
soll das Zerumen die Bildung von Pilzen und Bakterien hemmen”, so Slatin.
Abtransportiert werden die Hautschuppen durch eine kontinuierliche
Wanderung vom Trommelfell in Richtung Gehoergangseingang. ”Durch
Wattestaebchen wird das Zerumen aber in die Gegenrichtung bis vor das
Trommelfell geschoben. Der Selbstreinigungsmechanismus wird dadurch
blockiert”, sagt Slatin. Durch Eintrocknung und Verhaertung des Zerumens
kann sich ein Pfropf bilden, der oft lange unbemerkt bleibt. Slatin: ”Dringt
aber etwa beim Duschen Wasser in das Ohr ein, kann der Pfropfen
aufquellen und den Gehoergang komplett verschliessen. Die Folgen sind
akuter Hoerverlust, Ohrenschmerzen oder Tinnitus.”
Slatin empfiehlt, die Reinigung des Ohres auf die aeussere Ohrmuschel und
den Gehoergangseingang zu beschraenken: ”Der Gehoergang sollte nur
so weit gesaeubert werden, wie man selbst mit Finger oder Waschlappen
kommt. Bei Saeuglingen und Kindern kann Ohrschmalz am Gehoergangseingang mit Wattestaebchen, die in Babyoel getraenkt sind,
entfernt werden.”
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