Je besser Sportkletterer es beherrschen, sich an steilen Fels- und Trainingswänden hochzuziehen, desto seltener verletzen sie sich - aber desto häufiger kommen bei ihnen Schäden durch Überlastung vor.
Mit der Erschließung vieler Klettergärten, der Errichtung von Kunstwänden und der Verbesserung der Ausrüstung ist das Klettern ohne technische Hilfsmittel zum Breitensport geworden.
Mit dem Ziel, die Ursache von Verletzungen und Überlastungsschäden zu ermitteln, deren Diagnostik zu erleichtern und kletterspezifischen Beschwerden vorzubeugen, haben Judith Schäfer aus Riedering und ihre Mitarbeiter 112 Fragebögen an 14- bis 43jährige Freizeit- und Wettkampfkletterer - 29 Frauen und 83 Männer - verschickt und später ausgewertet. (Sportverl. Sportschad. 12, 1998, 21).
Wie Schäfer berichtet, gab etwa jeder dritte Kletterer als Überlastungssyndrome Epikondylopathien, chronische Fingerbeschwerden und Nervenkompressions-Syndrome wie Gefühlsstörungen in den Fingern, nächtliches Einschlafen der Finger und ausstrahlenden Schmerz an.
Als häufigste Verletzung nannte jeder zweite Kletterer wenigstens eine akute Fingerverletzung wie Zerrung der Beugesehne oder Riß eines Ringbandes. Ursachen waren meist Fingerlochkletterei oder plötzliches Abrutschen mit den Füßen. Am häufigsten verletzten sich die Kletterer dabei den Ringfinger. Schmerzen im Kniegelenk beschrieben die jüngsten Kletterer und die, die ihr Leistungsniveau rasch steigerten.
Zur Prävention der Epikondylopathien rät Schäfer, die Muskel-Gegenspieler - Pronatoren-Supinatoren, Flexoren-Extensoren - gezielt mit Klimmzugübungen zu trainieren. Bei Beugesehnenzerrungen sei absolute Ruhigstellung nicht empfehlenswert, weil die Sehnenreißfestigkeit deutlich abnehme. Wichtig sei es, früh wieder mit Bewegung zu beginnen, etwa mit einem Tape zu klettern.
Um Überbelastung vorzubeugen, empfiehlt Schäfer, zwischen zwei Klettertouren 30 Minuten zu ruhen.
© medizin.at / ÄRZTEWOCHE